Finanzexpertin Stefanie Kühn 2014-und- 2015

Finanzexpertin Stefanie Kühn beantwortet Leserfragen



Finanzexpertin Stefanie Kühn beantwortete im Münchener Merkur Leserfragen zu allen aktuellen Finanzthemen.

Aktuelle Finanz-Leserfragen im Münchener Merkur (2014-2015)

31.12.2015


Brigitte W.: "Im März 2013 habe ich auf Empfehlung meines Bankberaters 25.000€ in den am 18.03.2013 aufgelegten Dachfonds DB BEST ALLOKATION - WACHSTUM (WKN: DWS1UD, ISIN: LU0859635384) investiert. Als Mindestanlagedauer waren mindestens 5-7 Jahre geplant. Ich bin 62 und plane Mitte 2017 in Rente zu gehen (mit Abzügen); dann soll der Fonds ein kleines Polster sein für eventuell anfallende Reparaturen am selbst bewohnten Reihenhaus. Mittlerweile ist der Fonds zwar im Rang gestiegen, liegt aber selten über dem Sektordurchschnitt bzw. auch darunter. Ist es sinnvoll weiter investiert zu bleiben oder gibt es bessere Alternativen für die nächsten Jahre? Meine Bank empfiehlt mir nicht zu wechseln, dies ist aber womöglich nicht ganz uneigennützig."


Stefanie Kühn: Der DB Best Allocation - Wachstum ist ein Dachfonds, der in ETFs (Indexfonds) investiert. Dachfonds sind durch die zwei Kostenebenen (1. Ebene Dachfonds, 2. Ebene Zielfonds) grundsätzlich teurer als „einfache“ Fonds. ETFs haben jedoch geringere jährliche

Gebühren, so dass das Kostenargument nicht so schwer wiegt, wie bei Dachfonds, die wiederum in gemanagte Fonds investieren. Der Fonds ist erst seit knapp drei Jahren am Markt, so dass eine Beurteilung aufgrund der Vergangenheit schwierig ist. Auffallend ist, dass er offensichtlich bislang keinen Mehrwert gegenüber einem Mischfonds oder anderen Dachfonds dieser Risikokategorie gebracht hat.

Sie schreiben, dass der Fonds jetzt Ihr Polster für den Ruhestand darstellen soll. Eine Notfallreserve oder auch ein Polster für mittelfristige Verfügbarkeit sollte in schwankungsarmen Anlagen liegen – hier eignen sich m.E. Tages- und Festgelder (evtl. unterschiedlicher Laufzeit). Eventuell kann ein kleiner Teil in einem Fonds verbleiben – entweder in dem vorhandenen oder einem sehr guten gemanagten Mischfonds. Sie könnten auch auf einen „einfachen“ Aktien-ETF zurückgreifen. Entscheiden Sie sich für einen ETF, dann sollte diese Position noch geringer sein, als die Höhe, die Sie für den Mischfonds wählen würden, da das Risiko (aber natürlich auch die Chance) entsprechend höher ist.

 

08.12.2015


Hans M.: "Wenn ich einen Fonds bei meiner Bank kaufe, wird mir ein Ausgabeaufschlag berechnet. Nun lese ich, dass bei Kauf über die Börse kein AA anfällt. Wie macht das meine Bank? Kauft die direkt bei der Fondsgesellschaft ? Kann ich meine Bank anweisen, den Kauf/Verkauf über die Börse zu handeln?"

 

Stefanie Kühn: Wenn Sie keine gesonderte Weisung erteilen, kauft Ihre Bank einen Fonds über die Fondsgesellschaft ein. Sie können Ihre Bank aber jederzeit anweisen, dass ein Fonds über eine der Regionalbörsen gekauft wird. Die Bank muss dann die Order gemäß Ihrer Weisung ausführen. Sie wählen dann als „Einkaufsort“ eben beispielsweise Frankfurt als mögliche Regionalbörse aus statt der Fondsgesellschaft. Die meisten gängigen Fonds können Sie inzwischen über mindestens eine der Regionalbörsen handeln. Ihre Order trifft dort auf Verkaufsorders anderer und in der Regel findet ein reger Handel statt. Die Kosten sind dann so hoch, wie bei einem Aktienkauf (bei Hausbanken meist 1%). Üblich ist eine Mindestgebühr. Bei Direktbanken ist dieser Betrag gedeckelt.

Ein Beispiel: Wenn Sie einen Aktienfonds im Wert von 10.000 Euro mit 5% Ausgabeaufschlag kaufen, betragen die Kaufkosten 500 Euro. Kaufen Sie diesen Fonds über eine Börse bei einer Direktbank, dann zahlen Sie bspw. maximal 69,90 Euro. Ihre Ersparnis liegt also bei über 400 Euro.

Bitte beachten Sie, dass Sie beim Kauf über eine Börse stets ein Limit setzen. Das bedeutet, dass Sie einen Kurs festlegen, bis zu dem Sie maximal bereits sind, zu kaufen. Die Rückgabe kann übrigens trotzdem über die Fondsgesellschaft erfolgen, diese ist i.d.R. kostenfrei.

 

25.11.2015


Christian S.: "Die Firma Friedola (Gebrüder Holzapfel GmbH) bietet auf ihrer Internetseite Firmenanleihen, die mit 6,5 Prozent verzinst sind. Ist diese Geldanlage zu empfehlen?"

 

Stefanie Kühn: Eine solche Anleihe habe ich auf der Homepage nicht gefunden, lediglich eine Ankündigung für eine alte Anleihe. Trotzdem einige Hinweise. Die friedola Gebr. Holzapfel GmbH hat Anfang Oktober eine Restrukturierung der erwähnten Anleihe beschlossen. Die Gläubiger haben einer Verlängerung der Laufzeit sowie einem temporär niedrigeren Zins zugestimmt. Das Unternehmen hat offenbar seit längerem finanzielle Probleme. Das lässt sich auch aus dem Anleihekurs weit unter pari (100%) und der Herabstufung des Scope-Ratings von B auf B- im März 2015 schließen.

Mittelstandsanleihen haben sich in den letzten Jahren oft als extrem riskant entpuppt. Über Anleihen ist offenbar bei diversen Unternehmen noch einmal Geld in die Kasse gespült worden – bevor dann einige Zeit später endgültig die Restrukturierung oder noch schlimmer die Insolvenz festgestellt worden ist.

Ich möchte Ihnen dringend empfehlen, genau zu prüfen, wem Sie durch dem Kauf einer Anleihe Ihr Geld leihen.

 

27.10.2015


Irmgard H.: "Nachdem die Geldinstitute für sog. Tagesgeld wenige oder gar keine Zinsen mehr bezahlen, möchte ich einen Teil meines Vermögens anderweitig anlegen. Hinzufügen möchte ich, daß ich eine mit wenig Risiko behaftete Anlage suche. Von meiner örtlichen Sparkasse ließ ich mich beraten und mir wurde folgende Anlageform angeboten: "Deka-BasisStrategie Renten", Anteilklasse CF (WKN/ISIN:930906 / LU0107368036, Rentenfonds flexibel. Die Anlagesumme würde bei ca. 20.000,00 € liegen. Frage: Ist es sinnvoll, auch unter Berücksichtigung meines Alters (64), diesen Fonds zu kaufen? Oder sollte das Geld lieber auf dem Tagesgeld bleiben? Vielleicht haben Sie ja auch eine bessere Idee."

 

Stefanie Kühn: Der empfohlene Fonds ist ein Rentenfonds, der in Anleihen aus ganz Europa anlegt. Es werden laut Wesentlicher Anlegerinformation nur Anleihen von Schuldnern mit guter bis sehr guter Bonität ausgewählt. Währungsrisiken dürfen nur für höchstens 25% in Kauf genommen werden. Der Fonds ist mit Risikoklasse 3 (von 7) eingestuft. Der Schwerpunkt der Anleihen liegt in Italien und Spanien.

Der Fonds hat in den Jahren 2012 bis 2014 gute Renditen für seine Anlageklasse erzielt. In diesem Jahr leidet er, wie viele Rentenfonds, unter den gesunkenen Anleihekursen. Das genau ist das Problem bei Rentenfonds. Da auch festverzinsliche Anlagen schwanken (grds. fallen die Kurse, wenn die Zinsen steigen oder eine Steigung erwartet wird und umgekehrt), kann es auch bei den vermeintlich „sicheren Fonds“ zu negativen Jahresrenditen kommen. Da ein Fonds kein „Enddatum“ hat, wie eine einzelne Anleihe, fällt es vielen schwerer, einen Kursverlust auszusitzen. Bei einer einzelnen Anleihe würde man sich nur fragen „geht der Emittent pleite bis zum Ende der Laufzeit?“ und wenn man das für sich verneint, sind zwischenzeitliche Kursschwankungen unerheblich: Die Rendite ist genau die, die Sie zum Kaufzeitpunkt berechnet haben. Da die Zinsen nun ja so gut wie nicht mehr fallen können, fällt es mir schwer, an weiter steigende Anleihekurse zu glauben. Denkbar ist eher ein Kursverlust. Über die Laufzeit werden die Zinsen und Neukäufe des Fonds diesen Rückgang sicherlich kompensieren, aber zunächst einmal entstehen hier Risiken.

Sollten Sie sich für den Fonds entscheiden, können Sie durch die Wahl einer Regionalbörse als „Kaufort“ den Ausgabeaufschlag vermeiden und statt dessen die günstigeren Spesen für den Wertpapierkauf zahlen.

Eine mögliche Alternative mit höherer Sicherheit (aber auch keinen Ertragschancen außerhalb der bei Abschluss definierten Rendite) ist die Festgeldtreppe. Hier mischt man Festgelder unterschiedlicher Laufzeit. Diese läßt sich nicht nur bei Direktbanken, sondern auch bei einigen Banken mit Filialnetz zu im derzeitigen Umfeld attraktiven Renditen aufbauen. Achten Sie dabei aber stets auf die Einlagensicherung.

 

15.09.2015


Benedikt H.: "Welche Nebenjobs kann ich im Alter von 12 Jahren machen?"

 

Stefanie Kühn:

Lieber Benedikt,

ich finde es sehr lobenswert, dass Du Dir schon in diesem Alter Gedanken machst, wie Du Geld verdienen kannst. Nur ist es in Deutschland so geregelt, dass Kinder unter 13 überhaupt noch nicht arbeiten dürfen. Diese Regelung besteht zu Deinem Schutz. Ab 13 (und vielleicht ist das ja bald) darfst Du kleine Arbeiten wie Zeitung austragen, Babysitten, Rasenmähen etc. übernehmen. Diese Arbeiten dürfen nicht in der Zeit von 18 Uhr bis 8 Uhr stattfinden und es muss sichergestellt sein, dass sie Deine Gesundheit nicht gefährden. Die maximale Dauer pro Tag beträgt zwei Stunden. Eine andere Idee bis zum 13. Geburtstag: Vielleicht gibt es in Deiner Familie ab und an kleine Aufgaben, die nicht zur „normalen“ Hausarbeit gehören (dafür gibt es kein Geld!) und mit der Du Dir ein bisschen was dazu verdienen kannst. Das ist dann Verhandlungssache mit Deinen Eltern und Verwandten.

 

10.09.2015


Edith K.: "Ich habe vor kurzem ein Prospekt von einer Anlage Ostwindpark mit 3,75% Rendite erhalten. Ich würde gerne ihre Meinung dazu hören."

 

Stefanie Kühn: Bei der Ihnen angebotenen Anlage handelt es sich um ein Nachrangdarlehen, welches Sie der Beteiligungsfirma gewähren würden. Das bedeutet, dass Sie im Pleitefall der Firma ganz hinten in der Schlange der Gläubiger stehen würden. Die Laufzeit des Darlehens beträgt 20 Jahre (jetzt noch 19), wobei Sie nach 10 Jahren kündigen können. Die versprochene Rendite ist die Minimalrendite, bei positivem Geschäftsverlauf (Windertrag übersteigt bestimmte Höhen), kann die Rendite steigen. Das Unternehmen gilt laut dem EcoAnlagecheck als solide und erfahren.

Börsennotierte nachrangige Anleihen sehr großer Unternehmen bringen über solche Laufzeiten fast gleich hohe Renditen, wie die Mindestrendite in diesem Angebot. Interessant wäre das Angebot folglich dann, wenn die Bonusrendite auch erreicht wird.

Neben dem Totalausfallrisiko müssen Sie die speziellen Risiken von Windkraftanlagen berücksichtigen, dazu zählt vor allem die Frage der Güte der Windprognose, die Schwankungen im Stromertrag sowie das Bau- und Inbetriebnahmerisiko (später das Instandhaltungsrisiko).

Insgesamt würde ich die Anlage als risikoreich und allenfalls als möglichen kleinen Baustein im Vermögensportfolio betrachten.


01.08.2015


Günter B.: "Die Firma Fröschl Geokraftwerke GmbH (geokraftwerke.de), Regensburg, bietet Namensschuldverschreibungen an. Ich habe seit April 2014 eine solche (mit € 10.000) in meinem recht bunt gestreuten Wertpapierdepot. Die Geothermie scheint gerade in Bayern eine aussichtsreiche Basis für die Energiegewinnung (bei Kommunen etc.) zu sein. Der Zinssatz von 7,25 % / Jahr bei einer Laufzeit von sieben Jahren zeigt natürlich schon an, dass in dieser Anlage auch Risiken stecken. Es ist noch zu früh, um die ersten (positiven) Erfahrungen euphorisch zu sehen. Trotzdem überlege ich eine Ausweitung meines finanziellen Engagements bei diesem Unternehmen. Für eine Beurteilung der Situation aus Ihrer professionellen Sicht wäre ich Ihnen sehr dankbar."

 

Stefanie Kühn: Wie Sie schon selbst schreiben, zeigen 7,25% ein Risiko an. In Zeiten in denen Sie für ein einlagengesichertes Festgeld mit ähnlicher Laufzeit knapp unter 2% bekommen, erscheint das Angebot verlockend. Auf der Homepage finde ich das von Ihnen genannte Angebot nicht mehr, jedoch ein ähnliches, bei dem mit einer verkürzten Laufzeit auf 5 Jahre und einem Zins von 6,5% geworben wird. Auch gibt es im Vergleich zu früher kein Agio mehr. Bei allen Anlagemöglichkeiten handelt es sich offenbar um Nachrangdarlehen. Das bedeutet, dass Sie im Pleitefall der Firma am Ende der Schlange der Gläubiger stehen. Oft bleibt für Inhaber von Nachrangdarlehen im Insolvenzfall wenig bis nichts übrig.

Wenn Sie nach der Firma bzw. dem Firmengeflecht googlen, stoßen Sie sehr bald auf Ungereimtheiten, Personalverflechtungen etc.. Mir erschien neben den typischen Risiken einer solchen Anlage (bitte den Wertpapierprospekt dazu Satz für Satz lesen!) dieses neue Angebot als Warnzeichen. Halbierte Laufzeit mit nur einem Prozent weniger Zins und Verzicht auf das Agio – man könnte vermuten, dass die Firma rasch Geld einsammeln möchte oder muss.

Zum Thema Geothermie allgemein: Diese Technologie steckt ja noch in den Kinderschuhen. Die Bohrungen sind offenbar ein sehr teurer Teil. Was, wenn sich hier eine Annahme nicht erfüllt? Kennen Sie sich gut genug aus, um solche Risiken einzuschätzen?

 

22.07.2015


Richard M.: "Eigentlich wollte ich (71-jähriger Rentner, geschieden u. allein lebend) bis zum Lebensende in meiner Eigentumswohnung wohnen bleiben. Nach meinem Ableben sollten meine beiden Kinder zu gleichen Teilen diese (bereits abbezahlte) Wohnung erben. Nun hat mir aber der liebe Gott einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Ich bin krebskrank und muss mir baldmöglichst in einem Seniorenheim eine Wohnung mieten, wo eine ambulante bzw. stationäre Pflege möglich ist. Eine Miete + Pflege (momentan habe ich noch keine Pflegestufe) übersteigt aber bei Weitem meine monatliche Rente.

Bei Vermietung meiner Wohnung könnte ich ja nur einen Teil dieser Mieteinnahme zu meinem Einkommen dazu rechnen, da ja diese Kapitalerträge versteuert sowie Wohngeld-Rücklagen u.s.w. weiterhin von mir bezahlt werden müssten; somit der Betrag für ein Seniorenheim keinesfalls ausreichen dürfte. Aus meiner Sicht bleibt nur übrig, meine ETW zu verkaufen, um vom Erlös die Miete für ein Senioren-und Pflegeheim bezahlen zu können. Aber, wie lege ich das Geld an, um evtl. doch noch ein „Restvermögen“ meinen Kindern vererben zu können - oder haben sie eine bessere Idee ?" 

 

Stefanie Kühn: Ich sehe in Ihrem Fall zwei Möglichkeiten.

Möglichkeit: Sie besprechen das Thema ausführlich mit Ihren Kindern. Vielleicht möchten diese die Wohnung behalten und würden Sie Ihnen abkaufen. Dann würde Ihr ursprüngliches Ziel, die Wohnung an die Kinder zu vererben auf einem kleinen Umweg (Kauf und später Erbe des Restvermögens) doch erreicht werden. Denkbar sind auch teilentgeltliche Lösungen. Das Geld könnten Sie dann wie nachfolgend beschrieben anlegen.

Möglichkeit: Dies ist der von Ihnen angesprochene Verkauf. Diese Lösung bietet Ihnen die größtmögliche Freiheit, sich ein passendes Seniorenheim auszusuchen. Sie müssen allerdings auch bei einer Anlage des Verkaufserlöses Ihre Erträge versteuern (Abgeltungsteuer 25% zzgl. Soli und ggf. Kirchensteuer). Bei der Anlage des Geldes empfehle ich Ihnen eine ganz einfache und kostengünstige Lösung zu wählen. Halten Sie auf einem Tagesgeldkonto stets den benötigten Betrag zzgl. eines Puffers für die nächsten 12 Monate bereit. Die restliche Summe teilen Sie durch fünf und legen die Teilbeträge treppenförmig an. Die erste Tranche für 1 Jahr, die zweite für zwei Jahre usw.. Damit können Sie nächstes Jahr mit der fälligen Tranche Ihren Tagesgeldbestand wieder auffüllen und legen nur den Rest erneut an, dann für fünf Jahre. So verfahren Sie auch in den folgenden Jahren. Sie können so nach dem ersten „Aufbaujahr“ das freie Geld mit dem 5-Jahres-Zins anlegen, ohne zu viel an Flexibilität zu verlieren. Als Banken eignen sich Direktbanken, die derzeit noch so hohe Zinsen zahlen, dass Sie zumindest einen Inflationsausgleich nach Steuern erzielen. Wenn Sie selbst kein Online-Banking machen, können Ihnen Ihre Kinder hier vielleicht behilflich sein.

Denken Sie außerdem daran, rechtzeitig Vollmachten zu erteilen, sowie Ihren Willen mittels Patientenverfügung und Testament festzulegen.

 

05.07.2015


Liselotte W.: "Ich bin 75 Jahre alt. Meine Bankberaterin hat mich zusammen mit einem Bausparkassenvertreter dazu gedrängt, einen Bausparvertrag über 60.000 Euro abzuschließen. Ich weiß gar nicht, warum ich das unterschrieben im Dezember habe, denn bauen will ich in meinem Alter gar nicht mehr. Komme ich aus dem Vertrag heraus? Oder kann ich die Summe reduzieren? 60.000 Euro kann ich mit meiner kleinen Rente bestimmt nicht mehr ansparen. Außerdem habe ich einen Uni-Immo-Fonds, das ist ein geschlossener Fonds, jetzt mache ich mir Sorgen, dass das unsicher sein könnte. Weil ich einen mittleren Betrag für einen Sturmschaden am Dach brauche, überlege ich, ob ich Fondsanteile verkaufen soll oder das Geld aus meinem Sparvertrag (1,3 Prozent Zinsen) nehmen soll. Was meinen Sie?"

 

Stefanie Kühn: Ihre zweiwöchige Widerrufsfrist ist – sofern Sie vollständig alle Vertragsinformationen erhalten haben – längst abgelaufen. Sie können den Vertrag also leider nicht mehr rückabwickeln. Unter Einhaltung der Kündigungsfrist (meist drei oder sechs Monate) können Sie den Vertrag jederzeit kündigen. Die gezahlte Abschlussgebühr (i.d.R. 1-1,6% - also 600 bis 960 Euro) ist allerdings dann verloren! Sie können den Vertrag auch ruhend stellen, das bedeutet, Sie zahlen nicht weiter ein. Ob eine Kündigung oder eine Beitragsfreistellung besser ist, hängt von der Höhe der zu zahlenden jährlichen Gebühr und den Zinsen ab. Manchmal ist ein „Ende mit Schrecken“ auch besser, als ein „Schrecken ohne Ende“. Die Anlage scheint auch mir nicht passend zu sein.

Sie schreiben, dass Sie einen Uni-Immo-Fonds besitzen. Ich nehme an, es handelt sich um einen offenen Immobilienfonds. Sie erkennen es daran, ob dieser Fonds in Ihrem Wertpapierdepot mit Wertpapierkennnummer vermerkt ist. Diesen können Sie grundsätzlich verkaufen. Je nachdem, wann Sie diesen Fonds erworben haben, können unterschiedliche Regelungen für den Verkauf hinsichtlich der Kündigungsfrist gelten. Erfragen Sie das bei Ihrer Bank. Offene Immobilienfonds können im Wert schwanken, wenn die jährliche Bewertung der Immobilien sich verändert, z.B. durch zunehmende Leerstände. Die Union hat mehrere Immobilienfonds, Sie können bei Ihrem Berater erfragen, welche Risiken in Ihrem Fonds vorhanden sind (bspw. zusätzliche Währungsrisiken etc.).

Ihr Sparvertrag hat mit 1,3% einen Zinssatz, den Sie derzeit nur mit Mühe für ein einjähriges Festgeld erzielen. Da ich Ihre genauen Vermögenshöhen und den genauen Bedarf für den Sturmschaden nicht kenne, ist es schwierig abzuwägen, was Sie auflösen sollten. Vielleicht gehen Sie einen Mittelweg. Der Schwerpunkt Ihrer Anlagen sollte aufgrund der Risikoeinstellung, die in Ihren Formulierungen durchschimmert, die Festgeldanlage sein.

 

25.06.2015


Alexander F.: "Für wie seriös und risikoreich halten Sie einen Containerkauf mit -weitervermietung. Vor allem, wenn man die vierteljährlichen Auszahlungen z.B. mit einem moderaten Mischfonds kombiniert, müsste sich doch ein Zinseszinseffekt bemerkbar machen. Sind diese Einnahmen als Mieteinnahmen in der Steuererklärung anzugeben? Auch wenn sie gleich in die Altersvorsorge gehen?"

 

Stefanie Kühn: Eine Container-Investition kann über einen geschlossenen Fonds oder über ein Direktinvestment erfolgen. Aufgrund Ihrer Formulierung vermute ich, dass Sie ein Direktinvestment anstreben. Während geschlossene Fonds vom Gesetzgeber seit 2013 stärker kontrolliert werden, sind Direktinvestments davon ausgenommen. Sie finden im Internet Verweise auf kritische Studien, u.a. im Manager Magazin (2014). Bemängelt wird vor allem die große Intransparenz der Branche.

Sie schließen bei einem Direktinvestment einen Vertrag über den Ankauf ab und erhalten die Zusicherung eines Mietpreises. Dazu geben die meisten Gesellschaften eine Prognose für den Rückkaufswert ab. Letztlich ist jeder Vertrag immer nur so gut, wie die Vertragspartner es sind. Es gibt am deutschen Markt einige Container-Anbieter, die bislang ihre Versprechen stets eingehalten haben. Trotzdem hat eine solche Anlage natürlich höhere Risiken als zum Beispiel ein einlagengesichertes Festgeld. Ich bezweifle, dass die frei zugänglichen Informationen ausreichen, um sich ein gutes Bild vom Chance-Risiko-Verhältnis der Anlage zu machen.

Zur Steuer: Die Einkünfte zählen bei den von mir angesehenen Angeboten zu den Sonstigen Einkünften und müssen nach Abzug der Werbungskosten mit dem vollen Steuersatz versteuert werden. Es ändert nichts, dass Sie die Einkünfte für die Altersvorsorge planen.

Eine Investition in einen Mischfonds ist grundsätzlich eine gute Idee für einen Altersvorsorgebaustein.

 

23.06.2015


Erwin S.: Ich habe ein Angebot für die Anlage Rentaplus erhalten. Soll der Altersvorsorge wie auch als Sparplan dienen. Einmalbetrag und laufende Einzahlung sind vorgesehen. Was halten Sie von dieser Anlage?

 

Stefanie Kühn: Das Rentaplus Konzept wird von der Südwest Finanzvermittlung vertrieben. Wenn Sie nach dieser Firma googlen finden Sie zahlreiche Hinweise auf Urteile, die Anleger gegen dieses Unternehmen erstritten haben. Dies allein sollte schon eine Warnung sein. Auch die Unterlagen geben Anlass zur Vorsicht.

Bei dem Ihnen angebotenen Konzept Rentaplus handelt es sich um ein Nachrangdarlehen, das Sie der GmbH gewähren. Sie sollen dafür eine „ewige Rente“ erhalten. Je 2.500 Euro werden nach 10 Jahren 75 Euro monatlich (eine mögliche Variante) versprochen. Das klingt verlockend. Sie haben nach dem 5. Jahr eine Kündigungsmöglichkeit.

Nehmen wir an, je eingesetzten 2.500 Euro kann über 10 Jahre eine Durchschnittsrendite von 4% erzielt werden (das ist beim derzeitigen Zinsniveau nur unter Eingehen höherer Risiken möglich) – dann stünden am Ende 3.700 Euro zur Verfügung. Wenn diese nun monatlich 75 Euro abwerfen sollen, dann wäre eine Rendite von über 20% notwendig! Umgekehrt wären 20% in der Ansparphase nötig, um eine ewige Rente von 75 Euro (bei 4% Rendite in der Rentenphase) zu erzielen. Das erscheint mir völlig unrealistisch und würde nur unter dem Einsatz von riskanten Geldanlagen funktionieren.

Welche Risiken sehe ich außerdem? Sie finden in den Risikohinweisen verschiedene allgemeine Risiken. Das größte sehe ich hier: Sie geben Ihr Geld einer GmbH. Ist diese pleite, erhalten Sie nachrangig – also nach allen anderen nicht nachrangigen Geldgebern – ihr Geld. So steht es in den Vertragsunterlagen. In der Vergangenheit gingen solche Anleger oft leer aus. Aber auch wenn nur die Gefahr besteht, das die GmbH durch die Zahlung der Forderungen von Ihnen und anderen Anlegern in Insolvenzgefahr gerät, kann sie die Zahlungen verweigern.

Ich warne Sie ausdrücklich vor einer solchen Art der Geldanlage nicht nur für die Altersvorsorge, sondern grundsätzlich.

 

26.05.2015:


Herbert M: "Aufgrund der derzeitigen Zinssituation denke ich über eine Einmaleinlage in eine aufgeschobene Leibrente nach. Steuern muss ich bei der Bank wie auch bei einer Lebensversicherung zahlen. Der längerfristige Garantiezins dürfte bei der Leibrente doch attraktiv sein? Was halten Sie davon?"

 

Stefanie Kühn: Ich vermute, Sie überlegen, ob Sie eine private sofort beginnende Rentenversicherung abschließen sollen. Dazu möchte ich Ihnen einige Fakten und bzw. Denkanstöße geben:

Eine Rentenversicherung hat einen Garantiezins von derzeit 1,25%. Das klingt im derzeitigen Zinsumfeld als gar nicht so wenig. Der Haken ist jedoch, dass dieser Zins nur auf den Sparanteil gezahlt wird. Von Ihrem Beitrag werden Verwaltungs- und Risikokosten abgezogen. Es bleiben so am Ende „garantiert“ meistens nur 0,4-0,6% übrig.

Zu dem Garantiezins kommen Überschüsse, die die Versicherungen erwirtschaften. Jedoch – hier kämpfen die Versicherungen ja mit dem gleichen Umfeld, wie Sie privat auch. Es ist meines Erachtens gut vorstellbar, dass die Überschüsse der Versicherungen weiter purzeln. Möglicherweise schlummern in den Anlagen der Lebens- und Rentenversicherungen noch weitere Risiken, da diese zum großen Teil in Staatsanleihen anlegen müssen. Sie selbst aber können auch einlagengesicherte Festgelder auswählen.

Die steuerliche Seite kann bei einer sofort beginnenen Rentenversicherung attraktiv sein. Sie müssen nämlich nur den sogenannten Ertragsanteil versteuern. Dieser hängt von Ihrem Alter bei Rentenstart ab. Ein 60-jähriger zahlt bspw. nur auf 22% der Rente Steuern, ein 65-jähriger 18%.

Einmal in eine Rentenversicherung angelegt, können Sie in der Regel über Ihr Geld nicht mehr oder nur mit Verlusten verfügen. Sie nehmen sich Flexibilität.

Kurz zusammengefasst: Eine sofort beginnende Rentenversicherung, wie auch eine Lebensversicherung ist meines Erachtens keine so risikolose Anlageklasse, wie sie oftmals dargestellt wird. Die wahre Rendite wird verschleiert, die Kosten sind hoch. Es sollte genau überlegt werden, ob der Vorteil der Rentenversicherung – die lebenslange Leistung – so wichtig ist, dass die Nachteile in Kauf genommen werden sollten.

 

01.05.2015


Gerhard K.: "Wir möchten für unsere Enkel (3 Jahre) eine Sparanlage einrichten. Das ist mit monatlicher Besparung und eventuell. laufender Erhöhung bis zum 18.Lebensjahr gedacht. Gesonderte Einzahlungen auch möglich. Eine wirkliche Rendite bringt wohl nur eine Fondsanlage. Was ist da zu empfehlen und wie können hohe Gebühren verhindert werden?"

 

Stefanie Kühn: Über eine Laufzeit von 15 Jahren, die Sie hier planen, empfehle ich Ihnen in der Tat eine Fondsanlage. Fondssparpläne sind bequem und kostengünstig, meist ab 50 Euro pro Monat, einzurichten. Außerdem können Sie, wann immer Sie möchten, etwas zuzahlen oder die Raten verändern. Am kostengünstigsten sind seitens der Verwaltungsgebühren sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds, auch Indexfonds genannt). Diese bilden einen bestimmten Index, wie bspw. den DAX oder den MSCI World ab. Auf einen Fondsmanager wird dabei verzichtet. Aus vielen Studien weiß man, dass nur wenige Fondsmanager auf Dauer ihren Index schlagen und daher ist gerade für ein reines Aktieninvestment ein ETF grundsätzlich eine gute Wahl. Der Unterschied zu gemanagten Fonds bei den Verwaltungskosten beträgt ca. 1,5-2% p.a..

ETF-Sparpläne bestimmter Anbieter können Sie bei einigen Direktbanken ohne Gebühren kaufen. Das spart ca. 1,5-1,75% bei jedem Kauf. So hat bspw. die Consorsbank und die Comdirectbank ein großes Angebot mit unterschiedlichen ETF-Anbietern ohne Kaufkosten. Aber Achtung: diese Aktionen sind meistens begrenzt. Ich empfehle Ihnen, einmal pro Jahr zu überprüfen, ob die Kaufgebühr noch immer entfällt.

Ein Hinweis noch zum MSCI World: Er deckt entgegen seines Namens nicht die gesamte Welt ab. Schwellenländer, die knapp 50% der Weltwirtschaftsleistung ausmachen, bleiben außen vor. Vielleicht besparen Sie mit einem Teil der Sparrate einen Fonds, der in den Schwellenländern anlegt.

 

11.04.2015


Christina R.: "Mein Mann und ich sind 73 und 78 Jahre alt. Für unsere Altersvorsorge haben wir 1993 ein Appartment gekauft, das wir seitdem vermieten. Dieser Mietvertrag läuft demnächst aus. Da wir schon alt sind, würden wir das Appartment eigentlich gern verkaufen, aber wir machen uns Sorgen wegen der Eurokrise. Sollen wir das Appartment doch behalten? Wie sollen wir das Geld dann anlegen?"

 

Stefanie Kühn: Ihre Frage lässt sich keinesfalls pauschal beantworten. Natürlich macht eine vermietete Wohnung Arbeit, Sie könnten Ärger mit dem Wohnungsmieter bekommen etc.. Um die Wohnung zu beurteilen, müsste man deren Rendite berechnen und die Lage beurteilen.

Außerdem müssen Sie in Ihre Entscheidung auch mit einbeziehen, wie Ihre sonstige Versorgung im Ruhestand gesichert ist. Je mehr und je höhere Renten Sie bekommen, umso besser sind Sie gegen das sogenannte „Langlebigkeitsrisiko“ abgesichert. Sie könnten – wenn Sie Ihren grundlegenden Lebensunterhalt aus den Renten sichern können – über eine selbstgemanagte Anlage in Festgelder und eventuell einen kleinen Aktienanteil nachdenken. Auch ein Auszahlplan wäre denkbar.

Das größte Risiko bei der Anlage des Geldes aus dem Wohnungserlös wäre der Verlust der Substanz durch zu starken Verzehr, teure Anlage oder gar Anlagefehler. Die Wohnung stellt letztlich für Sie auch so eine Art Rente dar, natürlich mit dem Mietausfallrisiko und dem Risiko, dass sich die Substanz verschlechtert.

Ihre Sorge wegen der Eurokrise verstehe ich gut. Ein breiter Anlagemix schützt hier meines Erachtens am besten. Immobilien, Gold und Aktien als Sachwerte mit ihren jeweils speziellen Risiken gehören genauso zu einer breiten Streuung wie einlagengeschützte Festgelder.

Ich empfehle Ihnen, sich zu diesem Thema umfassend beraten zu lassen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

 

01.04.2015


Hans W.: "Meine Bank hat mir für meine Enkelkinder (ein und drei Jahre alt) das Vorsorgekonzept "Index Select" von der Allianz empfohlen. Die Beiträge sollen mit drei Prozent jährlich dynamisiert werden und mit dem Euro Stoxx 50 gekoppelt sein. Ist es ratsam, diese Altersversorgung abzuschließen oder ist es besser, direkt in einen Aktien- oder Mischfonds einzuzahlen?"

 

Stefanie Kühn: Es handelt sich bei diesem Produkt um eine Lebensversicherung nach einem bestimmten Konzept. Lebensversicherungen sind durch die Abschlusskosten ein grundsätzlich teures Produkt.

Das Index Select Konzept der Allianz sieht vor, dass Sie an der monatlichen Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 beteiligt sind. Diese wird zum Ende des Monats festgestellt. Es gibt jedoch einen Cap, der derzeit bei 3,9% liegt, das bedeutet, dass Sie pro Monat nicht mehr als 3,9% Plus erhalten können, auch wenn der EuroStoxx besser abschneidet. Der Cap ist veränderlich. In einem einzelnen Monat geht eine negative Wertentwicklung voll in das Jahresergebnis ein, das Jahresergebnis kann jedoch nie negativ sein, da zumindest die Beiträge garantiert sind. Diese Garantie kostet natürlich Geld, hier z.B. in Form des Caps.

Grundsätzlich bin ich ein Freund davon, Absicherung und Sparen zu trennen. Wenn Sie am Aktienmarkt für Ihre Enkel teilnehmen möchten, geht das günstiger über einen Indexfonds (ETF), Aktienfonds oder einen guten Mischfonds (zu günstigen Konditionen eingekauft). Über lange Laufzeiten (15 Jahre und mehr) sinkt das Risiko eines insgesamt negativen Sparergebnisses bei einer breiten Streuung der Anlagen (bspw. durch einen ETF auf den MSCI World) auf nahe null Prozent. Mein Vorschlag ist, dass Sie, wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie mit den Schwankungen umgehen können, lieber eine kleinere Fondssparrate wählen und zusätzlich noch im Festgeld sparen. Wenn Sie zusätzlich Ihre Kinder unterstützen möchten, das Todesfallrisiko für die junge Familie abzusichern, finanzieren Sie zusätzlich eine Risikolebensversicherung. Mit diesem Modell bleiben Sie außerdem flexibel.

 

07.03.2015


Florian K.: "Ich bin 35 Jahre alt und in einer großen Firma angestellt, ich habe seit 2004 (Laufzeit bis 2042) eine fondsgebundene Lebensversicherung der Firma SKANDIA und zahle hier im Monat 200,-€. Können Sie hier eine Einschätzung abgeben, ob das was sicheres ist?"

 

Stefanie Kühn: Sie haben eine Lebensversicherung nach altem Recht abgeschlossen. Das bedeutet, dass die Auszahlung nach frühestens 12 Jahren steuerfrei ist, wenn Sie mindestens für fünf Jahre Beiträge gezahlt haben. Die fünf Jahre haben Sie offenbar erfüllt, so dass Sie die Versicherung ab 2016 steuerfrei auflösen könnten. Verträge nach altem Recht sind grundsätzlich „wohlwollender“ zu betrachten, als neue Abschlüsse, da Sie noch ein echtes Steuerbonbon bekommen. Doch die Steuer ist nicht alles.

Sie sollten regelmäßig die Wertentwicklung Ihrer Police überprüfen. Die Skandia hat verschiedene Modelle von Garantiefonds bis zu Einzelfonds. Je nach gewähltem Risikograd dürfen Sie unterschiedliche Renditen erwarten. Es ist also nicht möglich, hier eine Aussage über die Güte Ihrer Police zu treffen.

Eine große Rolle spielen außerdem die Kosten. Die Abschlusskosten, die in den ersten Jahren eines Vertrages anfallen, sind bezahlt. Die laufenden Verwaltungskosten sind bei den einzelnen Gesellschaften sehr unterschiedlich und können von Ihnen erfragt werden. Wenn herauskäme, dass von Ihrem Beitrag jeden Monat 25 Euro Verwaltungskosten anfallen, dann können Sie überlegen, wie gut die Wertentwicklung sein müsste, um die Kosten „wieder hereinzuholen“.

Eines kann man jedoch sicher sagen. Wenn Sie sich nicht für ein Garantiemodell entschieden haben, können Sie nicht von „etwas sicherem“ im Sinne von „schwankungsarm“ sprechen. Fondsgebundene Lebensversicherungen entwickeln sich so, wie die darin zugrunde liegenden Fonds abzüglich der Kosten. Je aktienlastiger Sie Ihre Fonds ausgewählt haben, umso volatiler (schwankungsreicher) ist die Anlage, denn Aktienmärkte entwickeln sich mit Schwankungen. Das ist ganz normal und gehört dazu. Es gibt hier also keine garantierte Auszahlsumme, wie bei der klassischen Lebensversicherung.

 

30.01.2015


Horst und Helga T: "In Ihrer Zeitung Mangfallbote v.24./25.1.2015 riet Frau Stefanie Kühn, zwei bis zehn Prozent des freien Vermögens am besten in Gold anzulegen. Bitte teilen Sie uns mit, wo man am besten den Goldankauf tätigt." 

Stefanie Kühn: Zunächst stellt sich die Frage, ob Sie besser Gold in Papierform (als Zertifikat) oder physisch kaufen. Wenn es als Krisenwährung gedacht ist, sollte es physisch in Form von Münzen oder Barren angelegt werden. Geeignet sind gängige Münzen, wie Krügerrand oder Wiener Philharmoniker sowie Barren, jeweils in verschiedenen Stückelungen. Kleine Stückelungen haben ein höheres Aufgeld als größere Einheiten, wären im Notfall aber möglicherweise einfacher einzutauschen. Ich empfehle Ihnen den Kauf über einen Edelmetallhändler wie Proaurum oder Degussa. Beide haben in München Filialen. In der Regel sind sie günstiger als Hausbanken. Auf den Homepages können Sie vorab die Preise vergleichen und sich für Ihre Anlagesumme einen „Einkaufszettel“ schreiben.

Nach einer Haltedauer von einem Jahr ist ein etwaiger Gewinn steuerfrei. Um den Kauf nachzuweisen, heben Sie sich den Kaufbeleg auf.

Die Lagerung von Gold sollte aus Sicherheitsgründen grundsätzlich im Schließfach erfolgen. Der Nachteil ist, dass Sie im Krisenfall eventuell nicht an Ihr Gold kommen, weil die Bank geschlossen hat. Gegen eine Lagerung zu Hause spricht das Diebstahlrisiko. Wenn Sie das Gold zu Hause lagern, wäre ein Safe gut. Es kann auch überprüft werden, welche Summe über die Hausratversicherung mitversichert ist.

 

13.01.2015


Josef A.: "Sind zur Zeit sehr gefragte Immobilien, wie z.B.Pflegeimmobilien oder Studentenwohnungen eine gute Kapitalanlage? Wäre für eine Auskunft in Sachen Kapitalanlage sehr dankbar."

Stefanie Kühn: Sie beobachten es richtig, derzeit gibt es ein großes Angebot an Neubauten aus dem Bereich Pflegeimmobilien und Studentenwohnungen. Beide muss man getrennt voneinander betrachten.Die Statistiken zeigen, dass der Bedarf an Pflegeimmobilien in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen wird, insofern ist die Überlegung richtig, dass man mit solchen Immobilien eine gute und sichere Miete erzielen kann. Das Problem liegt in der Praxis. Die mir bekannten Angebote sind alle sehr teuer. Der aufgerufene Quadratmeterpreis liegt oft deutlich über den in der Gegend üblichen Preisen. Die Anbieter erklären das mit den höheren Ausgaben für den Gemeinschaftsbereich etc.. Das ist sicherlich eine Erklärung, jedoch muss sich jeder fragen, ob die erzielbare Miete auf Dauer ausreichend hoch ist, um eine angemessene Rendite zu erwirtschaften. Ferner bleibt es fraglich, ob der Wiederverkaufswert später angemessen sein wird.

Die Mieten sind oft garantiert, jedoch gilt auch hier: Jede Garantie ist nur so gut, wie der, der sie begibt. Die Nutzung ist dazu naturgemäß eingeschränkt.

Wenn Sie jedoch eine Nutzung für sich selbst oder nahe Angehörige in Erwägung ziehen, dann kann auch eine etwas zu teure Wohnung eine gute Möglichkeit der Vorsorge sein.

Sehr gute Angebote finde ich eher dort, wo bspw. in Einrichtungen für Betreutes Wohnen einzelne Appartments weiterverkauft werden. Sie sind aber selten.

Bei den Studentenwohnungen verhält es sich aus meiner Sicht anders. Hier wird derzeit auf die Probleme am Wohnungsmarkt für Studenten hingewiesen. Durch doppelte Abiturjahrgänge und Wegfall der Wehrpflicht in den vergangenen Jahren kam es hier aber vielleicht zu einer – temporär begrenzten – besonderen Engpass-Situation. Sicherlich wird es in Städten wie München und Hamburg immer ein Problem sein, eine bezahlbare Wohnung zu finden, aber möglicherweise nicht in allen Uni-Städten. Zumal die an den Markt kommenden Neubau-Appartments nicht als „bezahlbarer Wohnraum“ gelten können. Hier werden sehr hohe Quadratmetermieten verlangt, denn die Immobilien werden sehr teuer „an den Mann gebracht“ - und dass müssen die neuen Eigentümer ja erst einmal wieder reinholen. Ob jedoch auf Dauer so viele Studenten zu finden sind, die sich diese Wohnungen leisten können, wage ich zu bezweifeln. Die grundsätzliche Idee, sich ein kleines Appartment in einer Uni-Stadt zu suchen, finde ich jedoch gut. Das Preis-Leistungsverhältnis erscheint mir bei den gebrauchten Immobilien weitaus besser. Achten Sie hier aber auch darauf, dass Sie keine „Mondpreise“ bezahlen. Eine genaue Renditeberechnung mit realistischen Annahmen hilft immer, einen fairen Preis zu bestimmen.


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31.12.2014


Manuela A.: "Wir haben vor Kurzem Nachwuchs bekommen und in den Niedrigzinszeiten wollten wir wissen, welche langfristige Anlage Sie empfehlen können. Am Besten wäre eine Ansparart mit einem festen Startkapital und der Möglichkeit, hin und wieder etwas einzuzahlen (z. B. nach dem Geburtstag und Weihnachten). Auf einen festen monatlichen Beitrag wollen wir uns derzeit nicht festlegen, da im Moment nur einer von uns voll verdient und noch weitere Kinder (zumindest eines) geplant sind. Auf wen sollte die Geldanlage laufen, dass später auch noch die Möglichkeit besteht, das Geld unter allen Kindern aufzuteilen?"

 

Stefanie Kühn: Die Laufzeit Ihrer Geldanlage ist sehr lang, wenn Sie direkt nach der Geburt mit dem Sparen beginnen. Je nach Entwicklung Ihres Kindes oder Ihrer Kinder wird vielleicht später für einen Schüleraustausch, ein Auslandsjahr oder den Führerschein Geld benötigt. Die Ausbildung steht in frühestens 15 Jahren an. Für solch lange Sparvorgänge eignen sich Aktienfonds hervorragend, da Sie hier eine höhere Durchschnittsrendite erwarten können, als bei Festgeldern. Die Wertschwankungen während der Laufzeit müssen Sie jedoch „aushalten“ können. Achten Sie bei der Wahl des Aktienfonds auf günstige Kaufkosten und niedrige Verwaltungskosten. Sogenannte ETFs (Indexfonds) eignen sich hier besonders gut. Einmaleinzahlungen lohnen sich ab ca. 2.500 Euro wegen der Kaufgebühren. Sie können aber auch, wenn ein Betrag anzulegen ist, über eine feste Anzahl von Monaten einen Sparplan einrichten und das Geld so langsam in den Aktienfonds fließen lassen. Wenn es aufgebraucht ist, stoppen Sie den Sparplan.

 

Wenn Sie die Geldanlage auf Ihren eigenen Namen laufen lassen, vielleicht in einem separaten Depot, haben Sie volle Verfügungsgewalt und können den Kindern bei Bedarf entsprechende Summen auszahlen. Läuft das Geld auf den Namen der Kinder, müssen Sie berücksichtigen, dass das Geld dann grundsätzlich schon den Kindern gehört und diese ab dem Alter von 18 Jahren frei darüber verfügen können.. Die Kinder können in diesem Fall dann davon auch ein Auto statt der Ausbildung bezahlen. Außerdem kann es für die Bafög-Beantragung zu Nachteilen kommen, da Kinder selbst nur sehr wenig Vermögen haben dürfen.

 

11.12.2014


Brigitte H.: "Meine Bank hat mir den Fonds " Coutts Gl. Balanced IE00B8HJPR77" empfohlen. Anlage mindestens € 75.000.00 . Meine Risikobereitschaft ist "mittel". Wie schätzen Sie diesen Fonds ein und ist es günstig soviel Kapital in einen Fonds zu investieren. Ich benötige dieses Geld in den nächsten Jahren nicht, da ich ein regelmäßiges Einkommen habe. Dieser Fonds sollte eine einigermassen stabile Geldanlage sein, soweit man das überhaupt von Geldanlagen sagen kann. Zudem habe ich noch einiges Kapital in Aktien und anderen Papieren angelegt. Oder haben Sie eine andere Empfehlung für mich?"

 

Stefanie Kühn: Ob Sie 75.000 Euro in einen einzigen Fonds packen sollten, hängt von Ihrer gesamten Vermögenshöhe ab. Grundsätzlich rate ich bei größeren Vermögen dazu, einzelne Fonds nicht mit mehr als maximal 20% des Wertpapiervermögens zu gewichten. Sie müssten also mindestens 375.000 Euro Wertpapiervermögen besitzen, um eine so hohe Investition zu tätigen.

Der Fonds ist fast zwei Jahre alt, also noch relativ neu. Insofern kann ich noch nichts wirklich valides über seine Güte sagen. Für einen Mischfonds, der für „mittlere Risikobereitschaft“ geeignet ist, hat er in 2014 nur eine unterdurchschnittliche Rendite gebracht (rund 4,5%, Stand Ende November).

Das dahinterstehende Investmenthaus Coutts & Co. ist in Deutschland eher unbekannt. Die frühere britische Privatbank gehört heute zur Royal Bank of Scotland. Die vergangenen Jahre haben bei Coutts einige Unregelmäßigkeiten zu Tage gefördert, so soll die Bank bei der Geldwäsche behilflich gewesen sein.

Alternativen wären, je nach Vermögenshöhe insgesamt, mehrere Mischfonds oder eine Festgeldtreppe zuzüglich eines ETF-Weltportfolios (Indexfonds, die günstigere Verwaltungskosten besitzen).

 

26.11.2014


Klaus K.: "Ich suche einen Rat für folgendes Anlageproblem: Ich möchte den Erlös meines zu verkaufenden Hauses (ca. 500.000 Euro) sicher anlegen. Das Kapital dient als zusätzliches Einkommen zur Rente für die Bezahlung der monatlichen Wohnstiftkosten für einen Zeitraum von 15-20 Jahren. Aus der Kapitalanlage soll ein monatlicher Betrag von ca. 1000 Euro entnommen werden (Verzehr), sodass eine permanente Kapital-Abschmelzung gegeben ist. Welche Anlageform ist bei den derzeitigen Niedrigzinsen die Beste, und wie kann der monatliche Verzehr gestaltet werden?"

 

Stefanie Kühn: Wenn Sie 500.000 Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren verzehren möchten, dann können Sie bei einer angenommenen Rendite von 2% monatlich rund 2.520 Euro entnehmen. Selbst unter Berücksichtigung der Inflation und zu zahlender Steuer sollte Ihr Ziel der Entnahme von 1.000 Euro monatlich also erfüllt werden können. Wichtig ist für Sie, dass Sie kein Risiko eingehen, da Sie das Geld ja unbedingt benötigen. Das bedeutet, dass Sie vor allem auf die Einlagensicherung achten und keine Geldanlagen tätigen, die einen Totalverlust bedeuten können. Außerdem sollten Sie auf geringe Kosten der Geldanlage achten.

In Frage kommt für Ihr Anlageziel die sogenannte Festgeldtreppe, bei der Sie Ihren Anlagebetrag auf beispielsweise fünf Tranchen aufteilen und diese dann mit Laufzeiten von einem bis fünf Jahre anlegen. Bei der jährlichen Fälligkeit überlegen Sie, welchen Betrag Sie für die kommenden 12 Monate benötigen und legen den Rest dann immer für fünf Jahre an.

Eine noch bequemere Lösung, jedoch verbunden mit dem Zinsänderungsrisiko, ist ein Entnahmeplan, wie ihn manche Banken, Bausparkassen und Versicherungen anbieten. Hier fließt das Geld über einen vorbestimmten Zeitraum sukzessive zurück, Sie können Laufzeiten bis 30 Jahre vereinbaren. Allerdings ist der Vertrag fest, sollten die Zinsen steigen, würden Sie davon nicht profitieren. Vorteil gegenüber einer Versicherungslösung ist, dass das Geld im Todesfall nicht „verloren“ ist, sondern der noch vorhandene Geldbetrag an die Erben fließt.

Eine Beimischung von ca. 10% in Aktien- und Mischfonds ist aus meiner Sicht insgesamt Risiko senkend und erhöht über einen langen Anlagehorizont die erwartete Rendite. Achten Sie auch hier auf einen kostengünstigen Einkauf und niedrige Verwaltungskosten.

 

14.11.2014


Günter B.: Seit einiger Zeit wirbt die Firma „Grüne Werte GmbH“ für ihre Anlagemöglichkeiten: Wertzins Klassik 2 und Wertzins Fest 2. Es gibt keinen Investitionsplan. Wie schätzen Sie diese Firma bzw. die Anlagerisiken ein?

 

Stefanie Kühn: Die von Ihnen angesprochenen Anlageprodukte sind laut Homepage Nachrangdarlehen. Man kann sich das so vorstellen: Im Pleitefall stehen Sie in der Schlange der Gläubiger ganz weit hinten. Auf der Homepage heißt es: „Der Anleger trägt mithin Finanzierungsverantwortung für die Emittentin.“ Fragen Sie sich einfach, ob Sie das wollen. Haben Sie genügend Informationen, um für jemand anderen eine Finanzierungsverantwortung zu übernehmen? Sie können sich die Arbeit der Prüfung der Geldanlage sparen, wenn Sie diese Frage mit „Nein“ beantworten. Ich zumindest kann das Unternehmen nicht so gut beurteilen, als dass ich mit guten Gewissen sagen würde „Ja“.

 

14.10.2014


Katharina S.: "Ich habe 80.000 Euro gespart. Das Geld liegt jetzt auf einem Tagesgeldkonto. Nun wurde mir eine stille Firmenbeteiligung angeboten, ,LQ Lebensqualität". Dort soll es 8 Prozent Zinsen garantiert geben. Bis zu 13 Prozent sollen möglich sein. Es geht um den Markt für Senioren, der stark wächst. Soll ich einen Teil meines Geldes da investieren. Ich bin 70 Jahre alt und habe nur 658 Euro Rente, ich brauche also eine monatliche Summe zum Leben. Risikofreudig bin ich auch nicht."

Stefanie Kühn: Sie sollen eine Beteiligung zeichnen, bei der Sie grundsätzlich keine Mitspracherechte haben (eine Stille Beteiligung). Wir haben derzeit ein Zinsniveau von nahe Null Prozent. Immobilienfinanzierungen können zu weniger als 2% abgeschlossen werden, im Tagesgeld gibt es gut 1%, bei fünfjährigem Festgeld 2,2%. Da sollten 8% und mehr verwundern. Versprechen kann erst einmal jeder alles, aber jedes Versprechen ist nur so viel wert, wie der, der dahintersteht. Ein Unternehmen muss diesen Zins, den es an Sie zahlen will, ja auch erwirtschaften – und zwar dauerhaft.

Vielleicht kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Sie das Unternehmen interessant und vertrauenswürdig finden. Dann bleibt aber die Frage, warum es sich nicht zu 5, 6 oder 7% über eine Bank finanziert. Das wäre unternehmerisch klüger. Sie merken schon, von 13% schreibe ich gar nicht. Solche Renditeversprechen finde ich unseriös. Zahlreiche Firmen haben in der Vergangenheit vorgemacht, wie Geld von Anlegern vernichtet wird.

Die Höhe Ihrer Rente spricht ganz klar dafür, dass Sie all Ihr Geld absolut sicher anlegen sollten. Schwankungen des Wertes und Verluste können Sie sich nicht leisten. Achten Sie auf niedrige Kosten, gute Zinskonditionen und die Einlagensicherung – und verzichten Sie auf jegliche Art von unternehmerischen Beteiligungen.

 

06.10.2014


C. S.: "Wir besitzen 81 Stück Inhaber-Anteile von CS-EUROREAL. Die Botticelli International SPC bietet den Inhabern für diese Anteile ein Übernahmeangebot in Höhe von 27,75 Euro/Stück an, obwohl der Wert derzeit bei ca. 36 Euro liegt. Können Sie uns empfehlen, sie trotzdem zu verkaufen?"

 

Stefanie Kühn: Der CS Euroreal ist einer der offenen Immobilienfonds, die sich in der Abwicklung befinden. Das bedeutet, alle Immobilien werden verkauft und die Anleger erhalten anteilig ihr Geld zurück. Der Kurs, den die Fondsgesellschaft berechnet, liegt derzeit um die 36 Euro, das ist richtig. Zu diesem Kurs können Sie aber aktuell nicht verkaufen, sondern nur zu dem Kurs, der an den Regionalbörsen derzeit durch Handel zu Stande kommt. Das sind derzeit 27,40 Euro (Stand 30.9.14). Der Börsenkurs pendelte seit der letzten Ausschüttung zwischen 27 und 28 Euro. Es kommt immer wieder vor, dass Firmen Anteilseignern anbieten, Anteile aufzukaufen. Damit können sie, ohne den Börsenkurs durch gesteigerte Nachfrage nach oben zu treiben, größere Pakete aufkaufen. In der Regel liegt der angebotene Kurs leicht unterhalb des Börsenkurses, in diesem Fall würden Sie derzeit über diese Firma Stand 30.9.14 einen besseren Deal machen.

Ob Sie überhaupt verkaufen sollten oder hoffen, dass durch die Abwicklung ein besserer Rückfluss als 27,75 Euro pro Anteil erfolgt, ist schwer voraussagbar. Die Börsenteilnehmer schätzen derzeit eben nicht die 36 Euro der Fondsgesellschaft für wahrscheinlich, sondern einen Rückfluss zwischen 27 und 28 Euro (wobei einkalkuliert ist, dass Sie bei einem heutigen Verkauf früher über Ihr Geld verfügen können und es bis zum Ende der Abwicklung ja anlegen könnten).

 

27.09.2014


Ilse S.: "Wir haben im Mai 1999 bei der Raiffeisenbank den Union-Investment-Fonds Unilmmo-Deutschland gekauft. Nachdem man in letzter Zeit immer wieder negative Berichte über Immobilien-Fonds liest, bitten wir Sie, den von uns gekauften Fond zu beurteilen. In den letzten Jahren waren wir eigentlich zufrieden, möchten allerdings mit diesen Papieren keinen Verlust erleiden. Wir sind nicht sehr risikobereit."

 

Stefanie Kühn: Die Problematik bei offenen Immobilienfonds ist bzw. war folgende:

Offene Immobilienfonds standen während der Finanzkrise unter großer Kritik, da sie - u.a. von Vermögensverwaltern – als Parkposition genutzt wurden. Als dann viele Menschen gleichzeitig ihr Geld zurückhaben wollten, mussten viele Fonds schließen und viele mussten abgewickelt werden, da es zu Liquiditätsengpässen kam. Immobilien lassen sich eben nicht von einem auf den anderen Tag verkaufen. Die Anleger von Fonds, die abgewickelt werden, erleiden je nach Haltedauer des Fonds, echte Vermögenseinbußen. Von einer grundsätzlichen Sicherheit oder einer Garantie, dass man kein Geld verlieren kann, sollte man daher m.E. nicht sprechen.

Ihr Fonds ist davon jedoch nicht betroffen gewesen. Die durchschnittliche Rendite lag laut Homepage der Union Investment für diesen Fonds über 10 Jahre bei 3,03% (zum 31.8.14), über die letzten drei Jahre bei 2,47%. Sie müssen sich fragen, ob Sie diese Rendite auch anderweitig auf sichererem Weg erzielt hätten bzw. - unterstellt, dass die Renditen so bleiben – in der Zukunft erzielen würden. Das erscheint derzeit schwierig. Als Altanleger (Kauf vor 2009) profitieren Sie außerdem davon, dass Wertsteigerungen abgeltungsteuerfrei bleiben.

Ich kenne Ihr sonstiges Vermögen nicht. Grundsätzlich empfehle ich eine breite Streuung über alle Anlageklassen. Ein einzelner Fonds sollte nicht mehr als 10% des freien Vermögens ausmachen, um nicht bei unvorhergesehenen Entwicklungen das Gesamtvermögenskonzept zu gefährden. Außerdem sollte eine ausreichende Notfallreserve zur Verfügung stehen, um Geldanlagen nicht zur Unzeit auflösen zu müssen.

 

17.09.2014


Helga B.: "Mein Mann u. ich (beide 71Jahre alt) haben durch einen Wohnungsverkauf ca. 28 000,- Euro zur Verfügung,wir sind aber beide nicht mehr risikofreudig u. hoffen, von Ihnen einige Ideen zu erhalten wie wir unser Vermögen wunderbar vermehren können! Gibt es denn außer Aktienfonds (aber welche) u. den Tages- oder Festgeldkonten noch etwas anderes, vielleicht in Zeitabständen aufgeteilt."

 

Stefanie Kühn: Leider muss ich Sie vor allen Angeboten, die eine wunderbare Geldvermehrung versprechen, warnen. Die Zinsen in Europa sind derzeit so niedrig, dass Angebote, die 5% und mehr versprechen, mit hohen Risiken verbunden sind. Diese werden nach meiner Beobachtung oft verharmlost, und es wird der Anschein erweckt, dass man ja „blöd“ sei, wenn man sich mit den Zinsen im Festgeldbereich zufrieden gibt.

Sie schreiben, dass Sie nicht mehr risikofreudig sind. Damit scheiden Aktienfonds aus, denn bei diesen müssen Sie Schwankungen verkraften können. Grundsätzlich ist aber eine Aktienquote von 10% nicht risikoerhöhend, denn auch Festgeldanlagen haben Risiken.

Folgende Möglichkeiten sehe ich: Mit einer sogenannten Festgeldtreppe, bei der Sie den Anlagebetrag auf fünf oder mehr Jahre aufteilen, und dann Festgelder gestaffelt anlegen, haben viele Anleger gute Erfahrungen gesammelt. Wenn in einem Jahr das erste Festgeld frei wird, müssen Sie sich nur noch um das Fünf-Jahresfestgeld (oder ein entsprechend längeres) kümmern. Die Konditionen in diesem Bereich sind so, dass Sie bei der derzeit niedrigen Inflation und unter Nutzung von guten Bankangeboten noch eine positive Realverzinsung erzielen (zu deutsch: Sie vermehren Ihr Geld und vernichten es nicht). Alternativ könnten Sie einen Renten-ETF (Indexfonds für Anleihen) auswählen. Mit diesen hätten Sie in den letzten Jahren ordentliche Renditen erzielt. Hier sehe ich aber das Risiko, dass Sie im Falle von Zinssteigerungen Kursverluste erleiden werden, da die Anleihekurse dann sinken werden. Auch haben Sie hier nicht einen fixen Endzeitpunkt, zu dem Sie Ihr Geld sicher zurückbekommen. Als Alternative bzw. als Ergänzung zu einer Festgeldtreppe eignen sich auch für konservative Anleger Mischfonds. Diese legen sowohl in Aktien als auch in festverzinsliche Wertpapiere an. Bei konservativen Mischfonds ist die maximale Aktienquote auf 20-30% begrenzt.

Zusammenfassend empfehle ich Ihnen nach Laufzeit gestaffelte Sparbriefe oder Festgelder, die Sie konsequent nach Fälligkeit erneut anlegen. Achten Sie aber unbedingt auf Topkonditionen und die Einlagensicherung. Als Beimischung könnten Sie einen konservativen Mischfonds oder einen Aktienfonds (bevorzugt einen kostengünstigen Indexfonds ETF) mit einer Quote von 10% Ihres Anlagevermögens nehmen.

 

04.08.2014


Kurt T.: "Wir haben im März 2010 zwei Fonds gekauft, einmal den Uniimmo für 20.000 Euro (Stand heute: 19.800 Euro), Ausgabeaufschlag 5% und den Unigarant Commodities, auch für 20.000 Euro (heute 20.100 Euro), Ausgabeaufschlag 4%, Laufzeit 2017, ansonsten wird eine Rücknahmeprovision von 2% fällig. Was raten Sie uns? Behalten oder verkaufen?"

Stefanie Kühn: Die Union Investment hat drei verschiedene Immobilienfonds. Aus Ihrer Angabe kann man nicht erkennen, welchen Sie besitzen. Die Probleme, dass viele offene Immobilienfonds in der Finanzkrise geschlossen und abgewickelt wurden, sind Ihnen sicherlich geläufig. Die Unionfonds waren hiervon nicht betroffen. Auch wenn Sie vom Kurswert derzeit ein Minus sehen, haben Sie doch in den vier Jahren Ausschüttungen erhalten.

Der UniGarant Comodities ist ein Rohstoff-Fonds mit Garantie (auf den Zeitpunkt 2017, ohne den Ausgabeaufschlag von 4%). Hier wird stichtagsbezogen (vierteljährlich) ermittelt, wie sich der Basiswert (hier die internationalen Rohstoffmärkte) entwickelt. Eine Garantie muss in der Regel teuer bezahlt werden, daher eignen sich diese Fonds meines Erachtens nicht für die Geldanlage. Wenn Sie auf die Entwicklung der Rohstoffmärkte spekulieren möchten, dann ist es günstiger und für Sie transparenter, eine kleinere Summe zu nehmen und mit der dann aber auch vollständig am Gewinn (und Verlust) zu partizipieren. Den restlichen Teil Ihrer Investitionssumme legen Sie entsprechend ganz sicher an. Der Rücknahmeabschlag ist grundsätzlich verhandelbar.

Ob die beiden Fonds in Ihr gesamtes Anlagekonzept passen, kann ich aufgrund dieser Informationen nicht erkennen. Ein offener Immobilienfonds kann u.U. als kleiner Vermögensbaustein bleiben. Einen Schwerpunkt sollte er aber nicht darstellen. Der UniGarant erscheint mir wenig aussichtsreich zu sein, sodass ich persönlich mich von diesem Fonds sofort trennen würde, da Sie derzeit ja über Ihrem Kaufwert liegen. Würde der aktuelle Kurswert weit unter dem Kaufwert liegen, würde sich u.U. das Ausnutzen der Garantie lohnen, da Sie ja 2017 einen definierten Wert erhalten.

 

04.08.2014


Helene P.: "Mir steht eine größere Summe aus fälligen Anlagen zur erneuten Anlage zur Verfügung. Nun stehe ich vor dem Problem dieses Geld sinnvoll, jedoch risikoarm wieder " unterzubringen " . Meine Recherchen haben ergeben, dass Tages- und Festgeldkonten letztendlich überhaupt nichts bringen. Ich bin 77 Jahre und somit an einer langfristigen Anlagedauer - aus verständlichen Gründen - nicht interessiert. Leider geht es mir so wie vielen Menschen, dass das Vertrauen in die Banken nicht sonderlich groß ist, und somit erhoffe ich mir von Ihnen zu erfahren, in welche Richtung bzw. Anlagemöglichkeiten ich mich orientieren könnte."

 

Stefanie Kühn: Wenn Sie Ihr Geld risikoarm anlegen möchten, bleiben Ihnen nur Anlagen im Tages- und Festgeldbereich. Eine kleine Aktienquote bis 10% ist allerdings denkbar, da diese die Renditeerwartung erhöhen, ohne das Risiko zu erhöhen. Die Aktien für sich genommen können aber selbstverständlich große Schwankungen aufweisen, das ist etwas, was Sie als Anleger dann aushalten müssten. Auch eine Beimischung von einem oder zwei Mischfonds ist denkbar.

Es ist nicht richtig, dass Tages- und Festgeldkonten überhaupt nichts bringen. Sie können damit, sofern Sie einige Mühe auf sich nehmen, durchaus noch einen Inflationsausgleich erzielen. Wir haben derzeit eine Inflationsrate um 1%. Mixen Sie Ihre Anlagen mit Festgeldern verschiedener Laufzeit, können Sie damit noch durchschnittliche Renditen von 2% erzielen. Eine sichere Anlage mit einer verbesserten Rendite gegenüber dem Tagesgeldniveau, aber ohne die Aufgabe der Flexibilität können Sie mit der sogenannten Festgeldtreppe erzielen. Dabei teilen Sie Ihre gewünschte Anlagesumem durch fünf und legen die erste Tranche für ein Jahr an, die zweite für zwei Jahre usw.. Nach Ablauf des ersten Jahres legen Sie die fällige Tranche – sofern Sie sie nicht benötigen – für 5 Jahre erneut an. So verfahren Sie in jedem weiteren Jahr. Nach dem ersten Jahr müssen Sie sich also nur noch Gedanken über eine möglichst gute Anlage für ein 5-Jahres-Festgeld machen. Dieser Zins ist in der Regel höher, als der kurzfristige Zins. Diese Treppe ist natürlich auch mit anderen Laufzeiten wie 3 oder 10 Jahre denkbar. Nutzen Sie Angebote von Direktbanken können Sie mit dieser Methode den Inflationsausgleich noch gut schaffen. Bitte achten Sie aber auf die Einlagensicherung. Natürlich müssen Sie Zinserträge oberhalb von 801 Euro versteuern (Abgeltungsteuer zzgl. Soli+Kirchensteuer, gute 27%).

 

31.07.2014


Rosi M.: "Ich bin Mitte 40 und werde im Frühjahr über eine größere Summe aus Festgeld zur Anlage verfügen.

1. Für die Altersvorsorge wurde mir von der örtlichen Sparkasse zur Einzahlung eines Einmalbetrages in den Dachfonds Deka-BasisAnlage A60 geraten. Diesen Fonds, sagte mein Berater, würde er selbst erwerben, weil dieser so gut sei. Allerdings habe er die Altersgrenze von 55 Jahren dafür bereits überschritten.

Dieser Fonds habe den großen Vorteil, dass er so gestaltet sei, dass er keine Verluste machen könne. Ein einmal erreichter Kursanstieg könne dauerhaft gesichert werden durch bestimmte Techniken. Außerdem wechsle er in den letzten Jahren der Laufzeit in sicherere Papiere.

Dieser Fonds sei in der Vergangenheit stets im grünen Bereich gewesen.

Allerdings könne ich über das eingezahlte Geld vor der Auszahlung zum Renteneintritt nicht verfügen.

2. Außerdem solle ich als Altersvorsorge monatlich eine kleine Summe regelmäßig in den Dachfonds ZukunftsPlan III einzahlen.

Ich selbst habe auch schon von dem Fonds „Carmignac Patrimoine“ oder „Carmignac Inventissement“ gehört – wären dies gute Alternativen, zumal sie ja bereits lange auf dem Markt sind? Oder sind für die Altersvorsorge fondsgebundene Lebensversicherungen mit Garantie der einbezahlten Gelder empfehlenswerter?

Ich lege Wert auf Sicherheit mit Chance auf Zugewinn, aber nur mit vertretbarem Risiko.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Einschätzung mitteilen oder ggf. bessere Alternativen nennen."

 

Stefanie Kühn: Gerne nehme ich zu den vorgeschlagenen Produkten Stellung:

Deka Basisanlage A60: Hierbei handelt es sich um einen Dachfonds. Dachfonds haben zwei Gebührenebenen. Anschaulich erklärt: Es muss der Dachfondsmanager gezahlt werden und dann wiederum der Fondsmanager. Das ist meist teuer. Die Fonds der Basisanlage sind schwerpunktmäßig Deka-Fonds. A60 bedeutet, dass diese Fonds-Variante bis zu 60% in Aktien investieren kann. Die von Ihrem Anlageberater angesprochene Altersgrenze sowie die Pflicht zur Haltedauer bis zur Rente habe ich weder auf der Homepage der Deka noch an anderer Stelle bei meiner Internetrecherche gefunden. Möglicherweise bezog sich Ihr Berater auf das Kapitalerhaltsziel von 8 Jahren, das für ihn vielleicht zu lang ist.

Es befindet sich auf der Deka-Homepage der Hinweis, dass Kapitalerhalt und Höchststandsteuerung angestrebte Ziele seien, die nicht garantiert werden können. Der Anteilpreis könne auch unter den angestrebten Wert fallen. Es gibt also keine Garantie. Der Fonds ist vor zwei Jahren aufgelegt worden, es gibt folglich keine längere Historie.

Dachfonds ZukunftsPlan III:

Die Argumentation hier ist im Wesentlichen die gleiche: Ein Dachfonds ist meist zu teuer. Der Fonds ist Bestandteil der Riesterrente Deka-Zukunftsplan.

Carmignac Fonds: Diese Fonds haben über sehr lange Zeiträume sehr gut funktioniert, aber sie laufen seit einiger Zeit nicht mehr optimal. Wer heute neu investieren möchte, findet sicherlich attraktivere Fonds.

Anlagen mit Garantie: Garantien sind immer teuer. Versicherungsmäntel kosten ebenfalls Geld. Meines Erachtens ist das keine angemessene Anlageform für die heutige Zeit.

Bevor Sie einzelne Alternativen in Erwägung ziehen, empfehle ich Ihnen, eine Anlagestruktur zu entwickeln. Legen Sie für sich oder mit einem Berater fest, welcher Anteil überhaupt in schwankungsreiche Anlagen investiert werden soll. Die Auswahl von passenden Fonds ist dann nur der letzte Schritt. Achten Sie dabei auf die Kosten sowohl beim Einkauf als auch bei der Verwaltung und natürlich auf die Güte des Fonds. Da wenige Fonds dauerhaft besser sind als der Markt, würde ich auch Indexfonds (ETFs) in die Auswahl mit einbeziehen.

 

17.07.2014


Franz H.: "Ich bekam letztens eine Lebensversicherung ausbezahlt. Es waren 100.000 Euro. Ich habe das Geld zu gleichen Teilen in den Uniimmo Deutschland, den Uniimmob Europa und den Uniimmo Global investiert. Wie sicher sind diese Fonds?"

 

Stefanie Kühn: Grundsätzlich rate ich dazu, sich die Frage nach der Sicherheit VOR dem Kauf zu stellen. Sie zahlen beim Kauf, sofern Sie nicht gut verhandelt haben oder über eine Börse eingekauft haben, einen Ausgabeaufschlag von mehreren Prozent, sodass es ja ärgerlich wäre, wenn Sie sich jetzt „umentscheiden“:

Sie haben das gesamte fällige Geld in offene Immobilienfonds angelegt. Offene Immobilienfonds standen während der Finanzkrise unter großer Kritik, da sie - u.a. von Vermögensverwaltern – als Parkposition genutzt wurden. Als dann viele Menschen gleichzeitig ihr Geld zurückhaben wollten, mussten viele Fonds schließen und viele mussten abgewickelt werden, da es zu Liquiditätsengpässen kam. Die Anleger von Fonds, die abgewickelt werden, erleiden je nach Haltedauer des Fonds, echte Vermögenseinbußen. Von einer grundsätzlichen Sicherheit dieser Anlagekategorie kann man daher m.E. nicht sprechen. Alle Fonds der Union Investment sind offen und waren in der Finanzkrise nicht von einer Schließung betroffen.

Es wurden nach der Finanzkrise einige Maßnahmen ergriffen, um eine ähnliche Situation zukünftig zu vermeiden. Für Käufe ab dem 22.7.13 (ich vermute, Sie haben danach gekauft) gilt eine 24-monatige Haltefrist sowie eine Kündigungsfrist von einem Jahr. Über die Börsen können Sie aber grundsätzlich jederzeit eine Verkaufsorder erteilen.

Grundsätzlich empfehle ich eine breite Streuung über alle Anlageklassen und eine Beachtung der Kostenseite, um die Rendite zu optimieren.

 

14.07.2014


Hans R.: "Soben wurden meiner Frau und mir die seit mehreren Jahren bestehenden Postbank BörsenSieger Konten zum 30. September 2014 gekündigt. Als alternative Anlage wird uns das neue Sparprodukt " Postbank Rendite plus " angeboten. Unabhängig vom jeweiligen Börsenstand bedeutet das bei einem Guthaben von > 10.000 € 0,7% - ab 10.000 € 0,8% - < 25.000 € 1,0% variable Basis- verzinsung p.a. Meine Frage: Ist diese einseitige Kündigung zulässig?"

 

Stefanie Kühn: Grundsätzlich kann eine Bank „unter Einhaltung einer angemessenenKündigungsfrist“ kündigen. Für das BörsenSieger Konto wurden ja bereits seit 2010 keine Neueröffnungen vorgenommen und ich vermute, der Hinweis auf die Schließung steht bereits seit langem auf der Homepage. Das Produkt war ja nicht ganz unumstritten, da die Bedingungen kompliziert waren und der beworbene Maximalzins praktisch nicht erreicht werden konnte.

Das Ihnen nun angebotene Produkt „Postbank Rendite Plus“ rentiert schlechter als ein gutes Tagesgeldkonto bei einer Direktbank. Bei diesem Produkt sind die ersten 10 Auslandsabhebungen mit der VisaCard kostenfrei. Insofern ist es ein gutes Produkt, wenn Sie viel unterwegs sind. Als reine Geldanlage können Sie mit einer Festgeldtreppe (Festgelder mit verschiedenen Laufzeiten) eine bessere Rendite erzielen.

 

14.06.2014


Axel N.: "Im Jahr 1997 habe ich als zusätzliche Altersvorsorge eine atypische stille Beteiligung über 36.000,- DM bei der Südwest Finanz Vermittlungs AG - Markdorf abgeschlossen. 2008 erhielt ich ein Schreiben der Schutzgemeinschaft für geschädigte Anleger, mit dem Hinweis, diese Verträge seien sittenwidrig und dass es zum Totalverlust kommen kann. Mein Finanzberater meinte sinngemäss, dass es sich um Trittbrettfahrer handelt, die abzocken wollen. Der damals erfragte Rückkaufswert betrug 3.645,66 €. Durch Zufall las ich im Internet neulich von Gerichtsurteilen gegen Südwest und ein von mir angesprochener Rechtsanwalt sagte unmissverständlich, dass die Verjährung längst eingesetzt hat. Bis Ende 2013 habe ich ca. 11.000 € einbezahlt und einen momentanen Rückkaufswert vom 3.390,68 €, also noch einmal 254,98 € weniger als 2008. Welche Maßnahme empfehlen sie mir? Kündigen - dann bleibe ich auf etwa 8.000 €Verlust sitzen.
Weiter einzahlen oder die Zahlungen ruhen lassen, mit dem Risiko am Ende der Laufzeit mit dem vertraglich vereinbartem Kapital von 18.000 haften zu müssen? Können sie mir einen Rat geben?"

 

Stefanie Kühn: Mit der atypisch stillen Beteiligung wurden Sie faktisch Mitunternehmer der Anlagefirma, die Ihre Einlagen dann gewinnbringend weiterinvestieren wollte. Schon im Jahr 2006 haben verschiedene Gerichte entschieden, dass atypisch stille Beteiligungen gänzlich ungeeignet für die Altersvorsorge sind. Das OLG Schleswig kam sogar schon 2002 zu dem Ergebnis, dass die Vertragsgestaltung des von der Südwest Finanz Vermittlung AG vertriebenen Produktes Südwest Renta Plus, das Sie vermutlich auch haben, sittenwidrig sei. Das Landgericht Ansbach hat 2007 die Südwest Finanz Vermittlung AG verurteilt, einem Anleger seine bislang geleisteten Einlagen zurückzuerstatten. Weiterhin hat das Gericht festgestellt, dass der Anleger nicht verpflichtet ist, weitere Zahlungen aus den abgeschlossenen Beteiligungen zu leisten. Besteht bei Ihnen tatsächlich die Möglichkeit zum Ausstieg, so wie von Ihnen durch die Angabe des Rückkaufswertes beschrieben, dann überlegen Sie sich, ob Ihnen ein „Ende mit Schrecken“ nicht lieber ist. Es gibt Anlagen, da brauchen Sie nicht auf Besserung hoffen. Jedoch würde ich den Ausstieg aus diesem Produkt nicht ohne anwaltliche Unterstützung vorantreiben , damit Sie u.a. auch über eine eventuelle Nachhaftung vollständig aufgeklärt sind. Möglicherweise sind auch noch nicht alle Ansprüche verjährt, da Sie ja noch bis vor kurzem Einzahlungen getätigt haben. Sie sollten sich dazu an einen auf Kapitalmarktrecht spezialisierten Anwalt wenden.Vermutlich bleibt bei dieser Anlage am Ende nur, zu sagen: „Geht auf das Konto Lebenserfahrung“.

 

05.06.2014


Gertrud F.: "Der Sohn unserer Pflegetochter, zu der wir keinerlei Kontakt mehr haben, wird nächstes Jahr 18 Jahre alt. Seit seiner Geburt haben meine Schwester (Taufpatin) und ich kleinere Beträge auf ein Konto einbezahlt um ihm dann den Führerschein und sonstige notwendige Dinge zu finanzieren. Das Geld bar wollen wir ihm eigentlich nicht überlassen. Seine Mutter lebt seit mehreren Jahre von einer Unterstützung (Hartz IV). Hat da die Behörde, eventuell das Jugendamt oder Sozialamt Zugriff auf das Geld?"

 

Stefanie Kühn: Grundsätzlich sind Kinder für Ihre Eltern unterhaltspflichtig, wenn diese außerstande sind, sich selbst zu unterhalten. Bestehende Unterhaltsansprüche kann der Sozialhilfeträge auf sich überleiten und gegen das Kind durchsetzen. Bei Leistungen der Grundsicherung, wozu auch sogenannte Hartz IV-Leistungen gehören, geht der Unterhaltsanspruch gegen das Kind aber nur dann auf den Sozialhilfeträger über, wenn das jährliche Gesamteinkommen des Kindes über 100.000 Euro liegt. Auch Vermögen muss das Kind zwar grundsätzlich einsetzen, ein Schonvermögen bleibt ihm aber. Dazu zählen zum Beispiel in bestimmten Maße Mittel für die Altersvorsorge, ein Eigenheim sowie ein Notgroschen von mindestens 10.000 Euro. Ein Zugriff auf die von Ihnen angeführten Mittel dürfte daher nicht erfolgen können.

 

30.05.2014


Michael K.: "Mit einer nicht üppigen Rente gesegnet, erwäge ich die Anlage von 200 TSD Euro in eine Rentenversicherung. Diese erzielt bei 10jähriger Rentengarantie ca. 750 Euro monatlich zzgl. einer flexiblen Ausschüttung von ca. 150 Euro aktuell. Gibt es ähnlich risikoarme Investitionsmöglichkeiten mit höherer Rendite?"

 

Stefanie Kühn: Leider haben Sie Ihr Alter nicht notiert, aber ich vermute, Sie stehen zu Beginn des Ruhestandes. Der Vorteil einer Sofortrente ist, dass Sie diese Rente lebenslang erhalten. Sie lohnt sich immer dann besonders, wenn Sie sehr alt werden. Letztlich ist jede Rentenversicherung eine Wette auf ein langes Leben. Steuerlich haben Rentenversicherungen einen Vorteil, sie werden nur mit dem Ertragsanteil besteuert. Dieser liegt beispielsweise bei 18%, wenn Sie die Rente erstmalig mit 65 erhalten. Ein weiterer Vorteil ist die Bequemlichkeit – einmal abgeschlossen kommt jeden Monat eine feste Summe auf Ihr Konto.

Doch Rentenversicherungen haben auch Nachteile: Sie bekommen pro Monat Ihre Rente, können aber nicht mehr über die Gesamtsumme verfügen. Das könnte dann relevant werden, wenn Sie gerne eine größere Ausgabe tätigen möchten (Reise, Hausrenovierung, medizinische Maßnahmen) und kein anderweitiges Kapital mehr haben. Viele Rentenversicherungen haben Abschlusskosten von ca. 4% bei Abschluss der Versicherung, dazu kommen dann laufende Verwaltungskosten. Bei Ihrer Rente „sehen“ Sie Ihr Kapital nach ca. 18,5 Jahren wieder (sollten die Überschüsse weniger werden, dauert es noch länger) – ein eher schlechter Wert. Gute Rentenversicherungen liegen bei ca. 14 Jahren. Sie haben eine Rentengarantiezeit vereinbart. Eine Todesfallabsicherung ist in Rentenversicherungen meistens teuer. Sollten Sie zwischen Jahr 11 und 18,5 nach Rentenbeginn versterben, haben Sie respektive Ihre Erben ein schlechtes Geschäft gemacht.

Wenn Sie selbst Ihr Kapital konservativ anlegen, würden Sie auf eine ungefähr gleich hohe Auszahlung wie die garantierte Rente kommen, wenn Sie das Kapital über 30 Jahre aufzehren (unterstellt sind 2,3% Zinsen NACH Steuern). Danach wäre das Geld aber dann auch weg. Während der Laufzeit sind Sie flexibel und könnten auch, wenn es die Situation erfordert, einen „Batzen Geld“ verbrauchen. Über eine Aufteilung der Anlagen in Festgelder mit verschiedenen jährlichen Fälligkeiten beispielsweise über 5 Jahre und einen Auszahlplan erzielen Sie diese Rendite nach Steuern im Durchschnitt noch. Eventuell bietet der Kapitalmarkt in einigen Jahren ja auch wieder ein Mehr an Zinsen. Eine Beimischung einer kleinen Aktienquote (durch kostengünstige ETFs oder konservative Mischfonds) ist bei dieser Anlagesumme ebenfalls zu überlegen.

 

20.05.2014


Brigitte K.: "Derzeit wird der CS Euroreal Immofonds (DE0009805002 – WKN 980500) abgewickelt und mir liegt ein Kaufangebot pro Anteil für 30.- € von Parkstrasse Immobilien vor. Meine Fragen sind folgende: Was kann passieren kann, wenn ich das Angebot nicht annehme (vermutlich kann es sein, dass die bis dahin reguläre Ausschüttung zum gesetzten Ablaufdatum 2017 diese Summe nicht erreicht??) und was aber passiert mit den Immobilien, die bis dahin nicht verkauft wurden? Fallen diese an eine andere Sparte von Credit Suisse oder werden diese dann zum Schluss „verramscht“ und potenzielle Käufer sitzen das sozusagen aus, um billiger an Immobilien zu kommen?

 

Stefanie Kühn: Solche Angebote zum Aufkauf von Anteilen erreichen Inhaber von Anteilen der in Abwicklung befindlichen Immobilienfonds immer wieder. Die Banken müssen diese Angebote an alle Anteilsbesitzer weiterleiten. Meistens liegt die Höhe des Angebotes in etwa bei dem derzeitigen Kurs, den Sie auch bei einem Verkauf über eine der Regionalbörsen erzielen können. So ist es auch in Ihrem Fall, der Kurs in Hamburg zeigt am 08.04.2014 29,31 Euro an. Sie haben also ständig die Möglichkeit zu verkaufen (der Handel ist recht rege, so dass Sie davon ausgehen können, dass Sie Ihre Anteile börsentäglich loswerden können, wenn Sie das möchten).

Sollten bis zum 01.05.2017 nicht alle Immobilien veräußert sein geht das Verwaltungsmandats auf die Depotbank über, die dann ggf. verbliebene Liegenschaften veräußert und weitere Liquiditätsausschüttungen an die Anleger veranlasst. An eine andere Sparte des Unternehmens können die Immobilien nicht fallen. Der Verkauf erfolgt grundsätzlich zu „angemessenen Bedingungen“ (§ 81 InvG). Doch dies ist natürlich ein dehnbarer Begriff. Der Verkehrswert ist letztlich das, was der Markt bereit ist, zu zahlen. Und natürlich werden sich auch potenzielle Käufer überlegen, dass ein Fonds, dessen Frist bald abläuft, mehr unter Druck ist, als ein Fonds, der nicht aufgelöst wird.

Ob Sie insgesamt Rückflüsse in Höhe von 30 Euro haben werden, ist nicht prognostizierbar. Die Entwicklung des Börsenkurses ist seit einigen Monaten positiv. Während die Börsianer noch im Dezember kauften, weil Sie Rückflüsse von mehr 26 Euro für wahrscheinlich hielten (sonst hätten sie zu diesem Kurs ja nicht gekauft), glauben sie nun, dass mehr als 29,30 möglich sind. Die Firma, von denen Sie das Angebot erhalten haben, glaubt, dass mehr als 30 Euro zurückfließen, sonst würden sie diese ja nicht pro Anteil bezahlen.

Es kann also keine sichere Aussage getroffen werden, ob Sie mit einem Verkauf oder mit einer „Abwarten“-Strategie besser liegen. Da jedoch noch drei Jahre bis 2017 Zeit sind, ist es m.E. vertretbar, noch abzuwarten. Überlegen Sie doch im Halbjahrestakt neu, ob ein Verkauf aufgrund der letzten Entwicklungen sinnvoll wäre.

 

28.04.2014


Christine T.: "Ich habe bei verschiedenen Direktbanken online Festgelder mit verschiedenen Laufzeiten angelegt. Da ja im Falle meines (plötzlichen) Todes, das Referenzkonto, auf das die Rückzahlungen der angelegten Beträge samt Zinsen zur gegebenen Zeit normaler Weise überwiesen werden, dann am Ende der diversen Laufzeiten nicht mehr existiert, möchte ich gerne wissen, wie meine volljährigen Kinder vorgehen müssen, um das Geld dann zu erhalten. Sollten sie (im Falle meines Todes) die Verträge einfach weiterlaufen lassen und nur das Referenzkonto entsprechend ändern? Oder müssen die Verträge gekündigt werden? Ich habe bisher keine Vollmachten erteilt und kein Testament gemacht."

 

Stefanie Kühn: Festgelder würde man bis zum Laufzeitende laufen lassen, das geht meistens auch gar nicht anders. In der Praxis stellt dies aber kein Problem dar, da die kompletten Kontenbestände dann auf den Namen der Erben, hier grundsätzlich Ihrer Kinder, umgeschrieben werden. Das Referenzkonto lautet dann auf den Namen der Kinder und dorthin fließt das Festgeld bei Rückzahlung und gegebenenfalls auch die Zinsen. Haben die Kinder bei der gleichen Bank bereits ein Konto, dürfte es auch leicht möglich sein, das Festgeld in ihren Kundenstammvertrag einzubuchen.

Die Erteilung einer Vollmacht ist davon unabhängig sinnvoll. Es könnte ja auch der Fall eintreten, dass Sie aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit einmal eine Weile nicht in der Lage sind, Ihre Bankgeschäfte selbst zu tätigen. Für diesen Fall stellt eine Bankvollmacht sicher, dass Ihr Bevollmächtigter (z.B. ein Kind) für Sie handeln kann. Mit einer sogenannten Vorsorgevollmacht können Sie einer Person, der Sie vertrauen, auch Vollmacht für alle wichtigen Bereiche Ihres Lebens erteilen, damit diese Sie im Notfall vertreten kann.

 

11.04.2014


Christine M: "Ich habe eine Anleihe in der brasilianischen Währung gekauft, die bis September 2015 läuft. Zur Zeit steht sie ganz schlecht, ca. -20%. Nun meine Frage, gibt es Hoffnung, dass sich die Lage bis 2015 erholt? Besser jetzt mit Verlust verkaufen oder halten?"

 

Stefanie Kühn: Eine Anleihe in einer anderen Währung – hier in der brasilianischen Währung Real – birgt immer die Gefahr von Währungsverlusten. Genau das ist in letzter Zeit häufig eingetreten. Im letzten Jahr hat der Euro gegenüber vielen Schwellenländer-Währungen, zu denen auch der Real zählt, an Wert gewonnen – Sie haben also Währungsverluste bei Real-Anleihen hinnehmen müssen. Es floss per saldo Geld von den Schwellenländern weg, hin zu den als sicherer eingestuften Ländern.

Außerdem können Ihre Kursverluste auch durch eine schlechtere Bonität des Emittenten Ihrer Anleihe entstanden sein. Aus Ihrer Fragestellung kann man leider nicht erkennen, wer der Emittent der Anleihe ist, es könnte eine Staatsanleihe oder auch eine Unternehmensanleihe dahinter stecken.

Ich vermute, Sie haben sich für eine solche Anlage entschieden, um Ihr Depot breit gestreut aufzustellen. Wenn dem so ist und die Anleihe nur einen kleinen Anteil am Gesamtvermögen ausmacht, können Sie sie halten und nach Ablauf der Anleihe eventuell erneut in dieser Währung anlegen. Sie betrachten diese Position dann als „Währungsstreuung“.

Wenn diese Anlage ein wesentlicher Teil Ihres Vermögens ist, stellt sich die grundsätzliche Frage, wie hoch Ihre Anteil an Fremdwährungen sein sollte. Ich rate dazu, nicht mehr als 10% auf Währungsspekulationen zu verwenden, um die Risiken überschaubar zu halten. Ob ein Verkauf jetzt sinnvoll ist, hängt insbesondere von der Bonität des Emittenten und Ihrer persönlichen Risikoeinstellung und Ihren Zielen ab und kann nicht pauschal beantwortet werden.

 

15.03.2014


Isabel M.:"Ich habe konservativ in Schatzanleihen, Marktzinsanleihen Euribor- meines Wissens Papiere der Rentenklasse 1-2 - angelegt, die 2015 bzw. 2016 fällig werden. Mein Bankberater rät mir dringend, diese zu verkaufen, weil angeblich die Rendite jetzt besser ist wie sie bei Fälligkeit sein wird. Ich soll stattdessen in Expresszertifikate oder Kuponzertifikate von großen Firmen , also aktienorientiert anlegen. Ich überlege auch, in Aktienfonds zu investieren. Können Sie mir Ihre Meinung dazu sagen, ob es richtig ist, die Rentenpapiere jetzt zu verkaufen. Und ob es besser ist in Aktienfonds statt in Zertifikate anzulegen?"

 

Stefanie Kühn: Es ist durchaus möglich, dass es sich lohnt, Anleihen vor Ablauf zu verkaufen. Das ist immer dann der Fall, wenn der Kurs so hoch ist, dass die Kursverluste bis zum Ablauf der Anleihe höher wären, als die Zinsen, die noch kommen. Sie könnten das selbst überprüfen, wenn Sie sich aus dem Internet oder mittels Ihres Beraters die entsprechenden Zahlen besorgen. Nur so sehen Sie, ob der Banker Ihnen gerne etwas verkaufen möchte, oder ob es ein wirklich guter Rat ist. Da jede Anleihe anders ist, kann hier keine Generalaussage getroffen werden.

Zertifikate sind Schuldverschreibungen, bei denen der Emittent – hier vermutlich Ihre Bank – dafür „geradesteht“, dass Sie Ihr Geld am Ende wieder bekommen. Über dieses Risiko muss man sich als Anleger im Klaren sein. Zertifikate können ganz unterschiedlich „gestrickt“ sein, das Risiko kann sowohl hoch oder niedrig sein. Grundsätzlich eignen sich Zertifikate für Anleger, die eine bestimmte, sehr differenzierte Meinung zur zukünftigen Marktentwicklung haben. Express- und Kuponzertifikate eignen sich aufgrund ihrer Auszahlungsstruktur für konservative bis risikobewusste Anleger, die seitwärts laufende oder moderat steigende Kurse des Basiswertes – hier von großen börsennotierten Unternehmen – erwarten. Vereinfacht gesprochen funktionieren sie so: Der Aktienkurs des Basiswertes darf zu bestimmten Termine bestimmte Niveaus nicht unterschreiten, dann erhalten Sie bestimmte Auszahlungen. Sie partizipieren jedoch nicht an Kurssteigerungen des Basiswertes und nehmen keine Dividenden ein. Sie zahlen eine Art Ausgabeaufschlag zu Beginn und müssen nach Ablauf neu investieren. Eine Bank verdient gut am Verkauf von Zertifikaten.

Beispielhaft sei das Expresszertifikat erläutert: Es ist mit einer sogenannten Sicherheitsschwelle ausgestattet. Wird diese zum Laufzeitende vom Basiswert durchbrochen, partizipieren Sie von der negativen Entwicklung des Basiswertes bis hin zum Totalverlust.

Aktienfonds, gerade auch die kostengünstigen Index-Aktienfonds (sogenannte ETFs) stellen eine gute Möglichkeit dar, am Aktienmarkt zu partizipieren. Sie können bereits mit kleinen Anlagesummen eine gute Streuung erreichen. Wichtig wäre aber, dass Sie die Aktienquote nur so hoch wählen, dass Sie Kursschwankungen gut „aussitzen“ können. Das restliche Kapital könnte sehr konservativ in einer Festgeldtreppe liegen oder in Ihren Anleihen bleiben, falls sich ein Verkauf nicht lohnt.

 

11.02.2014


Johann G.: Im Sommer 2000 wurden Teile meines Bausparguthabens nach einer von der Bausparkasse BHW ausgehenden Beratung 7098,02 DM auf den BHW-Fonds Europa FT und 7160,29 DM auf den Triselect FT (WKN 977037) verschoben. Vom Fonds Europa habe ich mich Ende 2009 getrennt. Ich erhielt 1919,85 Euro überwiesen. Der Fonds Triselect hat laut Kontoauszug vom 31.12.2012 einen Kurswert von 3342,03 Euro. Vom Dezember 2000 bis November 2011 habe ich vermögenswirksame Leistungen von monatlich 78 Mark nach einer Beratung durch die örtliche Sparkasse in den Fonds S FondsPlus Ari Deka (WKN 847451) der Deka Bank eingezahlt. Der Kurswert am 31. 12. 2012 betrug 6154,44 Euro. Ich benötige das Geld mittelfristig nicht. Ist es sinnvoll, die Fonds zu halten und einen günstige Entwicklung abwarten? Sollte das nicht der Fall sein, würde ich eine andere Anlageart - auch einen Fonds - wählen, deren Rendite zumindest Inflation und Depotkosten übersteigt. Direktbanken halte ich für mich nicht für geeignet, da ich nicht online bin."

 

Stefanie Kühn: Da Sie alle Fonds nach einer Bankberatung eingekauft haben, werden Sie wahrscheinlich den vollen Ausgabeaufschlag gezahlt haben. Dieser kann bis über 5% betragen und Sie müssen zunächst diesen wieder verdienen, bevor Sie überhaupt mit Ihrer Anlage ins Plus kommen.

Der Postbank Triselect hat in den vergangenen Jahren in der Anlageklasse Mischfonds unterdurchschnittlich abgeschnitten. Jedoch müssten Sie unter Berücksichtigung der Ausschüttungen absolut im Plus sein. Die Kursentwicklung 2013 war positiv. Der Fonds ist für Sie ein Altinvestments, das bedeutet, dass der Kursgewinn beim Verkauf steuerfrei ist.

Der AriDeka hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls unterdurchschnittlich entwickelt (bezogen auf seine Anlagekategorie). Die meisten Anteile dürften ebenfalls Altinvestments sein.

Bei einer Umschichtung beachten Sie bitte, dass von einem zukünftigen Kursgewinn von einem Euro rund 27 Cent an den Staat gehen (25% Abgeltungssteuer + Soli + ggf. Kirchensteuer). Das bedeutet, das neue Investment muss nicht nur gleich gut, sondern deutlich besser abschneiden.

Eine Beratung, ob eine Umschichtung sinnvoll ist, kann hier nicht abschließend erfolgen, kenne ich doch Ihre Risikoeinstellung und sonstigen Vermögenswerte nicht. Grundsätzlich ist für mich die Abgeltungssteuer nur ein Argument, einen Fonds eventuell zu halten. Der Renditeunterschied zu guten Fonds ist hier bei beiden Fonds in den vergangenen fünf Jahren so groß gewesen, dass sich eine Umschichtung ausgezahlt hätte. Wenn Sie sich für eine Umschichtung entscheiden, achten Sie darauf, dass der neue Fonds über eine Börse eingekauft wird. Dann zahlen Sie nur 0,5%-1% statt des Ausgabeaufschlages. Die Bank muss diese Weisung von Ihnen ausführen.

 

30.01.2014


Rudolf S.: "Ich möchte für meinen Neffen (3 Monate alt) bis zu seinem 18.Lebensjahr monatlich zwischen 30 und70 € variabel anlegen. Diese Anlage soll bis zu seinen 18. Geburtstag auf meinen Namen laufen und erst ab dem 18. Lebensjahr für ihn frei verfügbar sei. Was ist zu beachten?"

 

Stefanie Kühn: Es ist eine sehr gute Idee, das Geld zunächst auf Ihren Namen anzulegen. Damit stellen Sie sicher, dass Sie später frei entscheiden können, ob Ihr Neffe das Geld auch wirklich mit 18 bekommen soll. Manche Menschen sind mit 18 Jahren noch nicht in der Lage, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen. Ist das Geld dann bereits auf ihren Namen angelegt, können sie am 18. Geburtstag damit machen, was sie wollen - auch ein schnelles Auto kaufen oder das Geld einem Guru schenken. Sie haben dann keinen Einfluss mehr.

Möchten Sie sicherstellen, dass das Geld für Ihren Neffen bleibt, sollten Sie vorher versterben, könnten Sie einen Vertrag zugunsten Dritter auf den Todesfall abschließen oder zum Beispiel im Testament mittels eines Vermächtnisses bestimmen, dass Ihr Neffe das Konto/Depot oder entsprechende Werte erhält.

Für ein flexibles Sparen eignet sich je nach Ihrer Risikoneigung ein Tagesgeld (mit späterer Umschichtung in Festgelder, wenn die Summe ausreichend angewachsen ist) oder ein Fondssparplan. Da Sie hier ja noch knapp 18 Jahre Zeit haben, ist die letztgenannte Anlageform prädestiniert. Fondssparpläne gibt es ab 25 Euro pro Monat. Sie können sie von einem auf den anderen Monat ändern oder stoppen, behalten also die volle Flexibilität.

Achten Sie bei der Einrichtung darauf, dass Sie keinen oder nur einen geringen Ausgabeaufschlag zahlen. Wenn Sie selbst auch Anlagen in Wertpapiere tätigen, können Sie eventuell ein Unterdepot oder zweites Depot eröffnen, um die Anlage auch optisch zu trennen. Sie können neben aktiv gemanagten Fonds auch Indexfonds (sogenannte ETFs) besparen, diese haben sehr geringe laufende Kosten. Vergessen Sie nicht, einmal pro Jahr zu überprüfen, ob „Ihr“ Fonds noch als gut anzusehen ist und schichten Sie u.U. auch einmal um.

Sparen Sie im Schnitt 50 Euro über 18 Jahre und Sie würden im Durchschnitt 4% Rendite erzielen, so können Sie Ihrem Neffen mit 18 Jahren rund 15.800 Euro überreichen. Bei 2% Rendite wären es nur knapp 13.000 Euro. Würden Sie 6% erzielen, wären es sogar rund 19.400 Euro. Ihr Neffe wird sich sicherlich über seinen großzügigen Onkel freuen.

 

04.01.2014


Günter R.: "Ich habe vor, mit meiner Frau relativ zeitnah ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, spätestens in 3 Jahren. Ich habe ca. 10.000 €, die ich gerne noch bis zum Kauf der Immobilie gewinnbringend anlegen möchte. Haben Sie da eine gute Idee, wie ich es am Besten umsetzen kann? Und gehen Sie, rein subjektiv, davon aus, daß die Zinsen für Immobilienkredite zeitnah steigen werden?"

 

Stefanie Kühn: Bei einem Geldbedarf in so naher Zukunft können Sie nur Tages- oder Festgeldanlagen tätigen. Ein Aktienfondsinvestment wäre unkalkulierbar, da Sie genau zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie das Geld benötigen, in eine Phase schlechter Kurse geraten können. Für ein Tagesgeld spricht, dass Sie jederzeit an das Geld kommen. Es könnte ja auch sein, dass Sie bereits in 2014 Ihre Traum-Immobilie finden. Sind Sie sicher, dass Sie noch zwei bis drei Jahre sparen möchten, dann ist ein Festgeld mit der entsprechenden Laufzeit sinnvoll. Für Tages- und Festgelder bieten sich Direktbanken an, da Sie dort in der Regel bessere Konditionen erhalten. Sie schaffen damit derzeit den Inflationsausgleich gerade noch.

Solange die EZB die Zinsen niedrig hält, wird sich auch für die Privatanleger an der Zinsfront wenig tun. Historisch würden wir uns auch bei einer Zinssteigerung um 1% noch auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen. Sollten Sie Ihre Immobilie finden, rate ich zumindest für einen Teil der Kreditsumme zu einer langen Festschreibung der Zinsen (15 oder 20 Jahre) .

 

04.01.2014


Rolf B: "Bereits vor Jahren habe ich Anteile am Allianzrohstoffonds A DE 0008475096/847509 erworben,erner Aktien der TELEFONICA Inh. E01 ES 0178430E18/850775. Der Allianz Fond ist seither um 47,62 % gefallen, die Telefonica Aktie um 35,04 %. Ich frage mich nun, ob es noch Sinn macht, diese Papiere weiter zu halten. Insbesondere der Allianz Fond macht keine Anstalten sich zu erholen.Die Telefonica Aktie hat sich zwar in letzter Zeit um ca. 9% erholt, ist aber immer noch 35,04 %unter dem Einstandskurs. Was raten Sie mir?, Halten oder abstossen? Besteht bei der Telefonica Aktie evtl. ein Hoffnungsschimmer?"

 

Stefanie Kühn: Der Allianz Rohstofffonds besitzt nur noch einen Stern von fünf beim Morningstar-Rating. Schon dies zeigt, dass er offenbar unterdurchschnittlich lief. Wenn man sich den Fonds im Vergleich zu seiner Gruppe ansieht, war er tatsächlich schlechter als andere Fonds dieser Klasse. Gravierender jedoch ist, dass die Rohstoff-Aktien generell seit einigen Jahren auf Talfahrt sind. Von dem Aufschwung an den Aktienmärkten seit 2009 haben sie praktisch nichts mitbekommen. Sie sind mit dieser Ausrichtung auf eine Branche sehr abhängig von einer ganz bestimmten Entwicklung. Eine Umschi chtung in eine breiter gestreute Anlage hängt davon ab, welche Anlagen Sie außerdem besitzen und wie Sie die Rohstoff-Branche einschätzen. M.E. ist die Zeit der Rohstofffonds zunächst abgelaufen – andere Themen sind im Vordergrund und andere Branchen laufen weitaus besser.

Telefónica SA ist ein global agierender Telekommunikationskonzern und Marktführer auf dem spanisch- und portugiesischsprachigen Markt. Die Zahlen von Telefonica sind derzeit wirklich nicht berauschend, was auch an der Finanzkrise, insbesondere in den Märkten von Telefonica liegt. Das kann sich aber natürlich wieder ändern. Ich kann und darf Ihnen keine Empfehlung für diesen Einzelwert geben, da ich insbesondere Ihren Anlagehorizont und Ihr sonstiges Vermögen nicht kenne.



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